Multiethnisch und multikonfessionell

Klein, aber herzlich wurde das Kirchweihfest in Deutschpereg heuer gefeiert

Umgeben von üppigem Blumenschmuck wurde zum Kirchweihfest in Großpereg die heilige Messe gefeiert. Mit dabei waren Geistliche aus drei Konfessionen. Foto: Astrid Weisz

Großpereg - Die Arader Gemeinde Großpereg richtete zum Fest der Heiligen Theresia von Ávila am 15. Oktober das Kirchweihfest ihres katholischen Gotteshauses aus. Vor 144 Jahren wurde die Kirche im Dorf von den und für die damals hauptsächlich deutschen Gläubigen, die keine Banater Schwaben sind, errichtet. Die ersten Siedler der heute als Németpereg/Velký Pereg/Peregu Mare/Großpereg oder Deutschpereg bezeichneten Gemeinde, die Deutsch sprachen, sollen schon lange vor der Banater Besiedlung nach der Türkenbefreiung auf diesen Gefilden gelebt haben. Doch die Vorfahren jener angeblich rund 50 Deutschen im Ort stammen aus Niederösterreich. Für sie und mit ihnen organisierte das Demokratische Forum der Deutschen aus Arad das Kirchweihfest. Die heilige Messe feierte der römisch-katholische Pfarrer aus Nadlak/Nădlac Demeter Salman, zusammen mit dem griechisch-katholischen Pfarrer der slowakisch-ruthenischen Gemeinde aus Großpereg, Vasile Bojcsuk, mit den Katholiken aus dem Ort und unter Teilnahme des reformierten Pastors Iaroslav Kalousek, und so wurde auf Rumänisch, Deutsch, Slowakisch und Ungarisch, ja sogar Latein gebetet. Vor der Messe erklangen Marienlieder, angestimmt von der 81-jährigen Mesnerin Helmine Hampel, die in Vorbereitung auf das Fest die Kirche mit Kunst- und Naturblumen üppig ausgeschmückt hatte. Der Messe wohnten in ihren traditionellen Kirchweihtrachten Jugendliche der Arbeitskreise Banat-Ja aus Neuarad/Aradul Nou und Sanktanna/Sântana bei, allen voran jedoch ein junges Paar aus Deutschpereg im Dirndl und Anzug, die sogenannten Rekruten dieses Jahres. Früher waren es die 19-jährigen Jugendlichen, die kurz vor Antritt ihres Militärdienstes, im Ort als Kirchweihjugend aufmarschierten. Das junge Paar tat dies in diesem Jahr schon zum zweiten Mal, nachdem sie Anfang Oktober bei dem Kirchweihfest der Ruthenen in deren Tracht aufmarschiert waren. Eine weitere Besonderheit in Großpereg ist, dass der Rosmarin-Strauch hier nicht als Strauß geführt wird, sondern als Busch in einem Kübel, auf dem jährlich die aktuelle Jahreszahl vermerkt wird. Die Kirchweihjugend marschierte in diesem Jahr jedoch nicht traditionell damit durchs Dorf, sondern ganz schnell ins Kulturheim, um im starken Regen die Trachten und Instrumente nicht zu beschädigen. Musiker aus Großpereg spielten sowohl auf der Straße als auch im Kulturheim zum Aufmarsch und Tanz, worauf die Dorfbewohner besonders stolz sind. In der Kirche stimmten sie noch am Ende der Messe auf Geheiß des Pfarrers das Lied „Kein schöner Land“ an. Die Arader und Sankt-annaer Trachtenpaare führten sodann mehrere Tänze auf der kleinen, aber festlich und herbstlich hergerichteten Bühne auf und ernteten dafür bewundernden Beifall. Dazwischen immer wieder der laute Ruf „Buwe, was han mer heit? – Kerweih!“ und das dazugehörige Gejauchze. Eigene Kirchweihtrachten habe es kaum in Großpereg gegeben, dafür die Tiroler Dirndl, bezeugt Richard Schäfer, der einzige Großpereger in Lederhosen bei dem Fest. Zusammen mit anderen jungen Männern hatte er am Vortag zur Kirchweih auf einem langen, bunt bemalten Tannenstamm den Kirchweihbaum mit Fliederbusch und bunten Bändern links vor der römisch-katholischen Kirche aufgestellt. Bei der Feier war er geschäftig unterwegs, um nach dem Rechten zu sehen. Mit finanzieller Unterstützung des Departements für interethnische Beziehungen wurde gemeinsam zu Abend gegessen, alles von den Dorfbewohnern selbst zubereitet und von diesen freundlich und üppig ausgegeben. Die Unterhaltung mit Jung und Alt, Bürgermeister, Pfarrern und Gästen, wurde mehrsprachig bis spät in den Sonntagabend in Großpereg fortgeführt, so wie es sich für dieses Europa in Miniatur, wie sich die Deutschpereger wähnen, gehört.

Die Geschichte des mittlerweile kleinen deutschen Bevölkerungsanteils wird auf der Webseite der Heimatortsgemeinschaft Deutschpereg von Friedrich Szebrag so geschildert: „Die Ortschaft wurde 1241 erstmals urkundlich erwähnt. Der Wardeiner Erzdechant Rogerius erwähnte den Ort Perg in seinem Werk ‚Carmen miserabile‘ anlässlich der Tatareneinfälle. Varianten der Ortsbezeichnung waren im Laufe der Jahre Mognu Villa Perg (1241), Perek (1320 und 1520), Nagy Pereg (1828-1851). Andere Schreibweisen des Namens waren Beregh, Perek, Füperek, Puszta Nagy-Beregh, Deutschpereg, Nemethpereg. Unter der Regierung von Kaiser Franz Josef I. wurde die Gemeinde Deutschpereg im Jahre 1852 gegründet. Die Ansiedlung von Deutschen erfolgte 1852, als 189 Familien aus Nieder- und Oberösterreich angesiedelt wurden. 1864 kamen neue Familien aus Südmähren und aus der Tschaslauer Gegend in Böhmen hinzu. Nach der Dreiteilung des Banats am 4. Juni 1920 infolge des Vertrags von Trianon fiel Großpereg an das Königreich Rumänien. Anfangs war Peregu German und dann Peregu Mare (bis heute) die amtliche Bezeichnung. Bekannt war Großpereg für seine Pferdezucht. Deshalb wurde es auch ‚Klein-Mezöhegyes‘, nach dem bekannten ungarischen Pferdegestüt, genannt. Sowohl die ungarische als auch die rumänische Armee kauften für ihre Kavallerie und Artillerie im Banat die Pferde in Großpereg ein.“ Die Heimatortsgemeinschaft hatte ihr eigenes Heimattreffen am 7. Oktober in Nürnberg abgehalten.