Temeswar - Die Stadtverwaltung und die Bevölkerung haben sich nolens- volens schon mit den zahlreichen uneingeplanten Schwierigkeiten und den Aufschüben bei den großangelegten Sanierungsarbeiten der Temeswarer Altstadt (zehn Straßen und vier Stadtplätze auf dem Areal des ehemaligen historischen Stadtkerns) abgefunden. Die eingangs vorgesehene Abschlussfrist für dieses bisher ehrgeizigste Stadtprojekt nach der Wende bzw. Juli 2015 ist selbstverständlich auch nicht mehr einzuhalten: Der Schlusspunkt wird höchstwahrscheinlich irgendwann Mitte 2016 gesetzt werden.
Der Auftraggeber, die Kommunalverwaltung, hat das Schneckentempo auf den Baustellen mit Unmut hinnehmen müssen: Erstens haben die zahlreichen archäologischen Funde den gesamten Terminplan durcheinandergebracht, heißt es. Konnte man nicht voraussehen, dass man bei den Ausgrabungen in der Stadtmitte auf diese Funde aus der Türken- und aus der Kaiserzeit stoßen würde? Zweitens klagt der Bauausführer, die Bukarester Großfirma „Romprest“, schon seit einiger Zeit über akuten Personalmangel , vor allem über das Fehlen von Bauleuten.
Wohl mit Recht, doch ist der Mangel an Facharbeitern nun plötzlich ein Novum? Und seit Kurzem hat die Firma auch noch eine DNA-Untersuchung wegen Geldwäsche am Hals, was, hierzulande, wie schon andernorts erlebt, Vieles, gar Alles durcheinanderbringen kann. Jetzt kündigte die Stadtverwaltung einen weiteren Schlag für dieses Großvorhaben an: Gegen die Versteigerung für die Auswertung und Konservierung der archäologischen Funde aus der Temeswarer Stadtmitte wurde dieser Tage Einspruch erhoben. Der Gesamtwert dieses Vertrags, der bekanntlich nicht von vornherein im Gesamtprojekt vorgesehen war, beläuft sich auf 11,3 Millionen Lei. Über den Einspruch muss laut Gesetz in 20 Tagen, möglich ist eine Verlängerung der Frist um zehn Tage, vom Landesrat für die Lösung der Einsprüche entschieden werden.
Laut Vertreter aus dem Rathaus, wäre eigentlich nicht das das Problem sondern der damit verbundene ärgerliche Aufschub der Sanierungsarbeiten. Alle beteiligten Projektpartner sind sich trotz der Schwierigkeiten darüber einig, dass diese neuen und spektakulären Funde aus dem 16.,17.,18. und 19. Jahrhundert, die dem historischen Kulturerbe der Stadt neue Werte zuführen, unbedingt ausgewertet und zur Geltung gebracht werden müssen. Zu erwähnen u.a. die Überreste der Moschee des Sultans, der türkischen Bäder, der Wassermühlen, der Handwerkergassen, des ehemaligen Festungstors Eugen von Savoyen, eine Sammlung alter Flöten, eine Kanonenkugel von acht Kilogramm, die Reste der Festungsmauern, des Kameralhauses (1752-1754 für den Zivilgouverneur Graf Vilana Perlas erbaut).
Laut Bürgermeister Nicolae Robu hält die derzeitige Kommunalverwaltung trotz allem an ihren ehrgeizigen Plänen für die Begastadt fest: „Der historische Stadtkern Temeswars hat das Zeug dazu, zu einem der größten touristischen Attraktionen zu werden und vielleicht einen entscheidenden Beitrag im Wettbewerb für den Titel einer europäischen Kulturhauptstadt 2021 auszumachen.“