Temeswar (ADZ) – Die Eigentümerin der baufälligen Franz-Josephs-Kaserne in der Temeswarer Innenstadt, die Getreidehändlerin Mioara Simcelescu, startet einen erneuten Versuch, das marode Gebäude einer neuen Nutzung zuzuführen und entsprechend zu sanieren. Der Temeswarer Architekt Răzvan Negrișanu, der für die USR im Stadtrat sitzt und inzwischen als jener Architekt gilt, den man unbedingt beauftragen muss, wenn man als Immobilieninvestor einen neuen Raumordnungsplan („PUZ“ im Beamtenrumänisch) durch den Stadtrat genehmigt bekommen will, hat vorige Woche der technischen Städtebau-Kommission die Eckdaten dieses von ihm erarbeiteten PUZ vorgestellt. Die technische Städtebau-Kommission ist nicht mit dem Ausschuss für Städtebau des Stadtrates zu verwechseln, sondern ist ein aus Fachleuten gebildetes Gremium, das den Stadtarchitekten berät und ihm bei der Ausstellung der sogenannten Opportunitätsbescheinigung zur Seite steht. Diese liegt dem Stadtrat vor, wenn über die Annahme eines Raumordnungsplans debattiert wird.
Jedenfalls sagte Negrișanu vor den Fachleuten des technischen Ausschusses, dass die Investorin den Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes zu einem Hotel plant, die entsprechenden Entwürfe habe ein Architektenbüro aus Venedig erarbeitet. 105 Zimmer könnten eingerichtet werden. Im Hof des U-förmigen Baus wolle man ein unterirdisches Parkhaus einrichten. Auch habe man an die Neugestaltung des Kreisverkehrs sowie an die Instandsetzung der Gehsteige und der Trolleybus-Haltestelle gedacht. Um jedoch das Parkhaus bauen zu können, müsste der Eigentümer der Kaserne auch einen Teil des öffentlichen Raumes nutzen können, dafür sei die Zustimmung durch den Stadtrat nötig. Man wolle so schnell wie möglich die Genehmigung des Stadtrates für den vorgeschlagenen Raumordnungsplan bekommen und dann auch die Baugenehmigung, so dass unter Umständen noch in diesem Jahr mit den Bauarbeiten begonnen werden könne. Allerdings stehen die Gesamtkosten noch nicht fest und auch die Finanzierung des Vorhabens ist unklar.
Die Kaserne wurde 1752 gebaut und nach der gescheiterten Revolution von 1848 und der erfolglosen Belagerung durch die ungarische Revolutionsarmee wiederaufgebaut. Ab dann bekam sie auch den Namen Kaiser Franz Josephs, früher war sie als Wiener Kaserne bekannt, da sie in der Nähe des Wiener Stadttors stand. Vor der Wende diente das Gebäude als Warenlager, nach 1989 wurde es jedoch aufgelassen und dem Verfall preisgegeben.
Die Stadt verkaufte die Kaserne 2007 an eine litauische Investorengruppe, die ebenfalls ein Hotel bauen wollte, doch die Finanzkrise von 2008-2009 machte den Litauern einen Strich durch die Rechnung. Später verkauften sie die Kaserne an die Stadt zurück, die sie wieder verkaufte, dieses Mal an das Unternehmen Cerealcom, das Mioara Simcelescu, einer umstrittenen Geschäftsfrau der 1990er und 2000er Jahre, gehört. Pläne zur Nutzung der Kaserne hatte sie schon vor mehreren Jahren erstellen und veröffentlichen lassen, vor etwa zehn Jahren wollte sie auf dem Hof der Kaserne ein Bürohochhaus errichten, die Kaserne selbst zu einer Shopping Mall umbauen.
Bis die Bauarbeiten beginnen, soll das Gebäude als Kunstgalerie genutzt werden, wie die ADZ berichtete. Vom 4. Mai bis zum 30. November 2023 wird es zum Schauplatz einer Reihe von Ausstellungen, die dem Publikum die Entwicklung der Bildhauerei in den letzten 50 Jahren näher bringen sollen. Die von der Triade-Stiftung ins Leben gerufene Initiative bringt mehr als 70 Künstler, die sich mit allen Formen der Bildhauerei befassen, sowie vier Dauer- und vier Gastausstellungen zeitgenössischer Kunst in die Europäische Kulturhauptstadt Temeswar und wird Begegnungen, Debatten und Bildungsprogramme umfassen.