Neue Schonfrist für Räumung des Kinderspitals

Für Neubau sind 50 Millionen Lei erforderlich

Seit 1902 wichtiges Krankenhaus der gesamten Westregion: Das Temeswarer Kinderspital
Foto: Zoltán Pázmány

Temeswar - Es bleibt vorläufig beim Alten: Die Gefahr einer bedingungslosen Räumung des rückerstatteten Flügels des Temeswarer Kinderspitals „Louis Ţurcanu“ am Regina-Maria-Platz wurde von der Kommunalverwaltung fünf vor zwölf ausgeräumt.

Vertreter der Stadtverwaltung handelten nun mit dem neuen Eigentümer den 1. November für die Evakuierung des Gebäudeteils, der das Labor und die Abteilung für Pneumophysiologie des Krankenhauses beherbergt, aus. Dieser Flügel des alten Temeswarer Kinderspitals wurde bekanntlich schon 1995 dem ehemaligen Besitzer rückerstattet und landete nach mehreren Transaktionen in den Händen der Immobilienmafia bzw. des stadtbekannten Cârpaci-Klans, der in den letzten Jahren in den Besitz mehrerer repräsentativer Altbauten im Stadtzentrum kam. Die drohende Evakuierung löste darauf vehemente Proteste bei der Bevölkerung, der Stadtverwaltung und beim Personal des Krankenhauses aus. Gleichzeitig wurde eine städtische Sammelaktion von Geldern für die Errichtung eines neuen Spitalflügels im Hof des Krankenhauses gestartet. Diese brachte jedoch, wie erwartet, nur eine kleine, unzureichende Summe ein, worauf die rumänische Regierung aus dem Staatshaushalt fünf Millionen Lei für den Baubeginn bereitstellte. Laut dem Temeswarer Vizebürgermeister Dan Diaconu ist die Machbarkeitsstudie für den Bau des Gebäudeteils B fertiggestellt.

Eine Regierungskommission hätte nun diese kostspielige Investition, die schätzungsweise 50 Millionen Lei überschreiten wird – die Stadt Temeswar wird mitfinanzieren – zu prüfen und abzusegnen. Bis im Herbst wäre Zeit genug, sowohl das Spitallabor in den fast fertiggestellten Bau im Spitalhof umzusiedeln, als auch die Abteilung der Krankenzimmer im existenten Ambulatorium einzurichten. Der schon einige Jahre dauernde Prozess, den die Stadt mit dem derzeitigen Eigentümer führt, läuft parallel weiter. Bekanntlich wurde das Temeswarer Kinderspital, heute eine der größten Kinderkliniken des Landes, 1902 mit großzügiger finanzieller Unterstützung des Temeswarer Großkaufmanns und Mäzens Anton Seiler errichtet. Infolge einer großangelegten Spendeaktion des Hamburger Vereins für Rumänienfreunde „Zukunft Rumäniens - Kinderklinik Temeswar e.V.“ (erste Vorsitzende war Donata von Preußen) wurde  in Deutschland eine Million DM für den Bau einer neuen modernen Operationsabteilung gesammelt. Das BMI gewährte 1994  einen Zuschuss für die medizinisch-technische Ausstattung von 743.000 DM aus Mitteln, die für die deutsche Minderheit in Rumänien bestimmt waren. Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth legte am 30. August 1995 persönlich den Grundstein zu dem Neubau. Einweihung und Inbetriebnahme erfolgten 1996. 1999 wurde dann aus Geldern des rumänischen Staatshaushalts das alte Hauptgebäude der pädiatrischen Chirurgie saniert.