Gießen – An der hessischen Justus-Liebig-Universität Gießen wird der bundesweit erste Lehrstuhl zum Thema Flucht und Vertreibung eingerichtet. Ein Drittel der hessischen Bürgerinnen und Bürger haben in ihrer Familie eine Vertreibungs- oder Aussiedlungsgeschichte, die wichtig für das Verständnis für Vergangenheit und Gegenwart einer Gesellschaft ist. Der Beitrag der Heimatvertriebenen für den Aufbau der heutigen Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland soll damit ins Bewusstsein gehoben und gewürdigt werden. Die Erinnerungsarbeit betrifft die Gebiete West- und Ostpreußen, Schlesien, Posen, Pommern und Gebiete im heutigen Russland, Ungarn und Rumänien.
Die Geschichte von Heimatvertriebenen und Spätaussiedlern soll mit einem Budget von 300.000 Euro, das dem Lehrstuhl bis 2026 zur Verfügung steht, weiter erforscht werden; die schwarz-grüne Landesregierung hat sich mit dem Vorhaben die Verbesserung der Forschungslage in diesem Themenbereich zum Ziel gesetzt. Sowohl die Ursachen für Flucht und Vertreibung als auch die Berichte von Zeitzeugen sollen dabei im Mittelpunkt stehen. Der Lehrstuhl steht unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Haslinger, der durch eine Arbeitsgruppe von vier Personen unterstützt wird.