Bukarest – Am vergangenen Wochenende wurde ein neuer Naturpark im Herzen Bukarests, im zweiten Bezirk, eröffnet. Weder typische Parkkiosks, wo üblicherweise Popcorn, gekochte Maiskolben, Zuckerwatte und Saft verkauft werden, noch Stellen zum Fahrradverleih sind vertreten, nur unberührte Natur ist hier zu Hause.
Dieses Feuchtgebiet der überfluteten einstigen Sandabbaustelle, welche Rohstoffe an die ehemalige in unmittelbarer Nähe gelegene Glasfabrik lieferte, trägt den Namen „Parcul Sticlăriei“ (Park der Glasfabrik) und scheint der kleinere Bruder des geschützten Naturparks Delta Văcărești im vierten Bukarester Bezirk zu sein.
Der bereits eröffnete Naturpark befindet sich in der Nachbarschaft des Krankenhauses „Nicolae Malaxa“ und der früher gleichnamigen Fabrik für Schienenfahrzeuge, die vom kommunistischen Regime in „23. August“ und nach der Wende 1989 in „Faur“ umbenannt wurde. Der Park wurde während des Kommunismus zunächst als Spaziergelände und Ruhezone für die Arbeiter der industriellen Plattform Titan um die überschwemmte Sandgrube, an deren Oberfläche sich ein See bildete, gebaut. Dieser fiel in den letzten 30 Jahren der Vernachlässigung zum Opfer, obwohl er seit 1990 wieder im Besitz seines rechtmäßigen Eigentümers ist. Der stillgelegte Park wurde zunächst zu einem Ort, den Obdachlose ihr Heim nannten, wo angeblich wilde Abrechnungen zwischen Unterweltclans und sogar organisierte Hundekämpfe stattfanden.
Allmählich versank der ehemalige Park unter einer illegalen Müllhalde und verschwand aus den Augen und aus dem Sinn der Bukarester bis vor ein paar Jahren, als sich Umwelt-NGOs den örtlichen illegalen Holzeinschlägen widersetzten. Als der Fall die Aufmerksamkeit der Behörden und der Umweltschutzorganisationen erregte, entdeckten Umweltexperten, dass im Park, der jahrelang seinem Schicksal überlassen worden war, zahlreiche Wildtier- und Pflanzenarten gediehen sind. Somit vermehrten sich ungestört verschiedene Vogel- und Fischarten, Reptilien, Amphibien, kleine Säugetiere und Insekten und bildeten ein vielfältiges Ökosystem in einem relativ kleinen Areal von nur fünf Hektar.
Der in drei Terrassen gegliederte Park wurde im vergangenen Sommer mit minimalem menschlichen Einsatz gereinigt und saniert. Von tonnenweise Müll befreit, erwartet der im Naturzustand belassene wiederbelebte Sticlăriei-Park naturbegeisterte Spaziergänger auf seinen Alleen.