Orawitza/Anina – Die staatliche Nationale Eisenbahngesellschaft SC CFR SA kündigt für das Monatsende eine große Ausschreibung zur Privatisierung von 66 Streckenabschnitten des Nationalen Eisenbahnnetzwerks an. Es ist die sechste Ausschreibung des vergangenen Jahrzehnts und einmal mehr steht auch die „Banater Semmeringbahn“, die Strecke der Bergbahn zwischen Orawitza und Anina, auf der Liste. SC CFR SA behauptet beharrlich, die Strecke sei unrentabel – obwohl (zumindest in der Tourismussaison) man an manchen Tagen für eine Fahrt auf der spektakulären Bergbahn im Südbanat nur unter Schwierigkeiten vor der Zugabfahrt in Orawitza Tickets ergattern kann.
An dieser Stelle sei daran erinnert, dass im vergangenen Herbst einige Aufregung unter den Eisenbahnfans herrschte, weil die Strecke im Zugfahrplan, der Mitte Dezember 2019 in Kraft trat, gar nicht mehr aufschien, was zurecht als Signal des Transportministeriums für das Einstellen der Fahrten auf der Banater Semmeringbahn gedeutet wurde. Das dementierte zwar der damalige PSD-Transportminister R˛zvan Cuc, doch erst nach dem Regierungswechsel infolge des Misstrauensvotums der PNL und einiger ihrer Zufallsalliierter wurde das Beibehalten der Fahrten zwischen Anina und Orawitza faktisch für 2020 bestätigt.
Die wiederholten Anläufe von SC CFR SA, die aus ihrer Sicht „unrentablen“ Strecken zu „verkaufen“ – wobei es sich eigentlich um den Versuch handelt, die betreffenden Strecken an Private zwecks Betreibung zu verpachten – sind im Falle der Bergbahn Anina – Orawitza jedes Mal gescheitert – wobei die Pachtsummen immer wieder heruntergedrückt wurden. Gegenwärtig will SC CFR SA für die Banater Semmeringbahn eine Jahrespacht von 51.000 Lei (die Mehrwertsteuer gar nicht mitgerechnet) herausschlagen. Und das klingt absolut unrealistisch, denn die Pachtsumme beinhaltet noch längst nicht alle Betreiberkosten, die, so Aussagen der CFR-Angestellten, bei mindestens dem Vier- bis Fünffachen davon liegen. Und um an der Ausschreibung an der Rumänischen Warenbörse teilzunehmen, muss erst einmal eine Garantiesumme für die Beteiligung an der Ausschreibung von 7140 Lei hinterlegt werden – die auf alle Fälle für den Interessenten verloren ist. Fakt ist aber auch, dass von Ausschreibung zu Ausschreibung immer weniger Inte-ressenten sich angemeldet haben, bis zu den letzten beiden niemand mehr kam.
Die Banater Semmeringbahn, in Betrieb genommen zu Beginn der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist einerseits ein Objekt des Industrieerbes dieses Landes und als solches erhaltenswert, ist aber zunehmend auch ein touristischer Anziehungspunkt – zum Beweis: die Zahl der Touristen, die sie von Jahr zu Jahr benutzen, weist Steigerungsraten von durchschnittlich 30 Prozent auf. Wenn vor einigen Jahren noch zwei Passagierwaggons hier fuhren, so sind es gegenwärtig vier pro Fahrt.
Andrerseits behauptet die Personentransportsparte von CFR beharrlich, die Strecke sei unrentabel. Dan Costescu, der momentane Chef dieser Sparte, findet, für alle Eisenbahnstrecken, die als „unrentabel“ gelten, müsse endlich eine einheitliche Lösung auf nationaler Ebene gefunden werden, wobei die Adminis-trationen der an den Strecken liegenden Ortschaften einzubinden wären. Auffällig ist auf jeden Fall, dass die staatliche SC CFR SA mit ziemlicher Regelmäßigkeit Ausschreibungen unrentabler Zugstrecken in Vorwahlzeiten ankündigt, wenn – und das ist nicht nur in Rumänien so – viele Worte und hehre Versprechungen zu hören sind, denen keine oder kaum Taten folgen...