Hermannstadt – Ștefan Bâlici, Professor an der Universität für Architektur und Städtebau „Ion Mincu“ Bukarest, ist während der Nationalen Konferenz der Architektenkammer Rumäniens (OAR), die zu Monatsanfang am Samstag, dem 2. Juli, und Sonntag, dem 3. Juli, in der Aula Magna des Patriarchalen Palasts der Orthodoxen Kirche Rumäniens stattfand, zum obersten Vorsitzenden der OAR für eine Mandatsdauer von vier Jahren gewählt worden, und löst in seiner neuen Funktion Amtsvorgänger Alexandru Găvozdea ab, der darauf verzichtete, sich der Wiederwahl zu stellen. 267 von 383 abgegebenen und 381 gültigen Wählerstimmen brachten Architekt Ștefan Bâlici als einen unter neun Kandidatinnen und Kandidaten den entscheidenden Vorteil im umkämpften Rennen um den OAR-Vorsitz bis Sommer 2026.
Nicht nur Fachwissen und Kompetenz betreffend die Restauration von Kulturgütern, sondern auch politische Erfahrung bringt Ștefan Bâlici als neugewählter Chefvorsitzender der Architektenkammer Rumäniens mit. Noch Mitte Februar 2022 war er nach sechs Jahren Tätigkeit als Direktor des Nationalen Kulturerbe-Instituts (INP) von Kulturminister und PSD-Kader Lucian Romașcanu über die Nicht-Verlängerung seines Beschäftigungsvertrages informiert worden. Eine eigenmächtig vorgenommene Entlassung eines geschätzten Technokraten, die eine sehr laute wie folgenlose Kritik bekannter Architekten und Nichtregierungsorganisationen Rumäniens auf den Plan rief, ihren Urheber jedoch wie erwartet nicht zum Schritt zu rufen vermochte, der an ihn gerichteten Kündigungsforderung stattzugeben. Vor diesem Hintergrund gleicht die Wahl von Ștefan Bâlici zum Vorsitzenden der OAR einer Wiedergutmachung. Auch wenn Vorgänger Alexandru Găvozdea einige Meriten als Resultat seiner Amtsführung von 2018 bis 2022 nennen kann, dürfte Ștefan Bâlici seinem Berufsfachkollegen in der Frage des Umgangs mit Kulturerbe in einen nicht gänzlich unverdienten Schatten stellen. Dass der Ex-Vorsitzende der Architektenkammer Rumäniens als Autor einer Projekt-Dokumentation auftrat, die einen unbebauten Grünstreifen im historischen Kern Hermannstadts für das Bauen eines Bürogebäudes vorgeschlagen hatte und im Mai am Votum des Hermannstädter Lokalrates scheiterte, gereicht weder der OAR noch ihm als aus Hermannstadt gebürtigem Architekten und Ex-Abiturienten des Samuel-von-Brukenthal-Gymnasiums zur Ehre.