Neu-Ulm - Nach 38 Jahren unermüdlicher Arbeit im Dienste der Sathmarer Schwaben übergibt Helmut Berner den Vorsitz der Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben an Otto Buchmüller. Der Ingenieur aus Ulm will Berners Arbeit fortsetzen. Zusammen mit seinem neuen Vorstandsteam will er aber auch neue Ideen verwirklichen. Die Vorstandswahlen der Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben e.V. fanden Anfang Februar in Neu Ulm statt.
Helmut Berner wurde 1944 nach dem zweiten Weltkrieg in Thüringen geboren, nachdem seine Familie aus Sukunden/Socond evakuiert werden musste. Kurz darauf wurde die Familie mit vielen anderen Landsleuten wieder ins Sathmarland zurückgebracht. Er kam 1973 nach Deutschland und seitdem lebt er mit seiner Familie in Ravensburg. Als Lehrer arbeitete Berner im Körperbehindertenzentrum Oberschwaben KBZO, wo er bis zu seiner Verrentung als Schulleiter und Fachschulrat tätig war. Helmut Berner wurde 1977 in den Vorstand der Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben als Schriftleiter gewählt, er übernahm den „Heimatbrief“, heute „Die Brücke“, ein wichtiges Medium für die Sathmarer Schwaben in Deutschland und auch in Rumänien.
1989 übernahm Helmut Berner die Aufgabe des Bundes-Vorsitzenden der Landsmannschaft und im gleichen Jahr war er Mitglied der vom damaligen Außenminister Genscher geleiteten Delegation nach Rumänien. Berner organisierte kurz darauf einen Hilfstransport, unter anderen mit 21 Kleinbussen, Krankenwagen, Medikamenten, Schreibmaschinen und so weiter – unterstützt von der Fa. „Ravensburger“. Über die Jahrzehnte organisierte er viele Reisen in die alte Heimat. Laut seinem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ sind auch viele Kindergärten, Begegnungsstätten und sogar das Johann-Ettinger-Lyzeum in Sathmar/Satu Mare entstanden. Seinem unermüdlichen Einsatz sind auch die Gründung der Sathmarer Stiftung für Internationale Zusammenarbeit und der Handwerkskammer im Kreis Sathmar zu verdanken. Berner wurde vielfach ausgezeichnet und ist seit sechs Jahren Ehrenbürger der Stadt Sathmar.
Der neue Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben,Otto Buchmüller (66) ist bereits Rentner, aber er ist seit mehreren Jahren im Verein der Sathmarer Schwaben in Deutschland aktiv. Buchmüller reiste 1983 in die Bundesrepublik aus, er lebt in Neu-Ulm. An der Uniklinik in Ulm leitete er die Medizintechnik. Otto Buchmüller stammt aus Trestenburg/T²{nad. Der neue Vorsitzende hat vor allem drei Ziele: Pflege der Kontakte mit der alten Heimat, eine bessere Kommunikation im Verein auch dank der neuen Medien und vor allem die „Begeisterung der Jugend mit Sathmarer Wurzeln“. Dabei plant er mit der Kindergärtnerin Gertrud Kinn (44) aus Spraitbach, als neue Jugendreferentin, eine gute Zusammenarbeit.
Neu sind im Vorstand der Landsmannschaft Thomas Erös (42), geboren in Großwardein/Oradea, aufgewachsen in Großkarol/Carei, die Eltern aus Beschened, und Stefan Zeck (64), Diplomingenieur aus Senden, in Erdeed geboren, als Referent u.a. für die Öffentlichkeitsarbeit sowie der neue Kulturreferent Richard Holzberger, 1977 geboren.
Die Sathmarer Schwaben sind Donauschwaben, sie kamen in großer Zahl, gerufen von Graf Alexander Károlyi und seinen Nachfahren, ab 1712 mit den „Ulmer Schachteln“ über die Donau bis Budapest und dann zu Fuß und mit Fuhrwerken in die neue Heimat, wo sie viele blühende schwäbische Dörfer gründeten. Im Herbst 1944 flüchteten viele Sathmarer vor den Russen vor allem nach Oberösterreich – 1946 durften dann viele in die amerikanische Zone ausreisen. Viele Sathmarer Schwaben wanderten nach Bayern, große Gruppen ins Allgäu und ins Dorf Kreuzthal.
Zahllose Sathmarer leben heute wieder in den Landkreisen Ravensburg und Biberach, manche in jenem Dorf, aus dem die Vorfahren vor 300 Jahren ausgewandert sind. Die zweite große Auswanderungswelle der Sathmarer Schwaben fand um 1990 nach Oberschwaben statt, gleich nach dem Machtwechsel in Rumänien.