Noch eine Orgel bekommt ihre Stimme zurück

Am Freitag beginnt die elfte „Musica Coronensis“

Die Restaurierungsarbeiten sind fast abgeschlossen, die Engel dürfen bald wieder musizieren.
Foto: Steffen Schlandt

Kronstadt - Obwohl es in der Schwarzen Kirche in Kronstadt/Braşov kälter wird und die Touristenzahlen zurückgehen, herrscht auf der Empore weiterhin reger Betrieb. Auf zwei Holzbänken liegen Werkzeugsets, Skizzen, Handschuhe, Drähte, Thermosflaschen, Teetassen und winzige Orgelpfeifen. Auf dem großen Arbeitstisch nebenan ruhen umgeben von bemalten Holzornamenten und einigen zerzausten Pinseln zwei Engel in Pastellfarben – wie ihre Trompeten zeigen, sind sie musikalisch begabt. Einige Meter weiter, hinter einem Baugestell, verbirgt sich eine frisch restaurierte Orgel in prachtvollem Hellgrün und Gold. Die Vorderpfeifen sind mit Löwenköpfen versehen und verleihen dem Instrument Vornehmheit und Charme. Man merkt, dass hier nur noch die letzten Ergänzungen notwendig sind. Der Klang ist bereits bezaubernd.

Es geht dabei um die Orgel aus Hahnbach/Hamba, Kreis Hermannstadt/Sibiu, die am Freitagabend wieder eingeweiht wird und mit dem Klang ihrer Pfeifen die 11. Auflage der Festspiele „Musica Coronensis“ eröffnet. Das Instrument wurde im Jahre 1837 von den Geschwistern Friedrich und Wilhelm Maetz aus Birthälm/Biertan gebaut. Sie hat ein Manual – dafür aber 13 Register, eine reiche Ausstattung für ein Instrument dieser Art – und ein Pedal. Die Orgel gehört zum Spätbarock und ist auch mit seltenen Registern versehen – beispielsweise Traversflöte, Koppelflöte und Viola. Mehr als die Hälfte der Pfeifen mussten neu eingefügt werden, denn sie waren bei Überfällen entwendet oder zerstört worden. Außerdem wurden die Lederteile ersetzt, das Pedal erweitert, das Prospekt restauriert. Schon 2006 wurde das Instrument in die Schwarze Kirche gebracht, wo es fortan bleiben wird. Im November 2012 hat die Orgelbau- und Schreinerwerkstatt Honigberg/Harman die Restaurierungsarbeit begonnen.

Am Freitag erklingt zur Einweihung der Hahnbacher Orgel in der Schwarzen Kirche Musik von Händel. Außerdem werden im Rahmen des ersten Musica-Coronensis-Konzerts mehrere Feiern begangen. Der Jugendbachchor zelebriert seinen 20. „Geburtstag“ mit der Vorstellung seiner dritten CD („Kantaten aus der Schwarzen Kirche“) sowie mit der rumänischen Uraufführung der „Cäcilien-Messe“, einer Komposition des aus Siebenbürgen stammenden Helmut Sadler (geb. 1921). Begleitet wird der Chor von einem Kammerorchester aus Miercurea Ciuc unter der Leitung von Steffen Schlandt. Zudem ist eine Orgeldarbietung an der großen Buchholz-Orgel dem in Reps/Rupea geborenen Komponisten, Violinisten und Musikwissenschaftler Wilhelm Georg Berger gewidmet, dessen Todestag sich heuer zum 20. Mal jährt. Schließlich wird die Honterusmedaille des Siebenbürgenforums an Uwe Stiemke, Vorstandsvorsitzender der Hermann-Niermann-Stiftung, verliehen. Das Eröffnungskonzert der 11. „Musica Coronensis“ findet am 11. Oktober, um 19 Uhr, statt. Infos zum Festival stehen auch im Internet unter www.musica.coronensis.ro zur Verfügung.