Nun werden Rücktritte erwartet

Kronstädter Kreiskrankenhaus gerät in die Kritik

Kronstadt – Der Tod der 82-jährigen Ioana Caloian, die auf einem Feld am Rande des Rulmentul-Viertels erfroren ist (siehe ADZ von Dienstag), hat landesweit für Schlagzeilen gesorgt. Die Enkelin der Verstorbenen will diesen Fall nicht ohne Weiteres verklingen lassen, damit anderen betagten Patienten im Krankenhaus solch ein Schicksal erspart bleibt.

Die eingeleiteten Untersuchungen sowie vor Ort gefilmte Aufnahmen deckten eine Reihe von weiteren Missständen auf, die das Kronstädter Kreiskrankenhaus und die Gesundheitsdirektion, aber auch den Kreisrat als Finanzträger des Krankenhauses in Erklärungsnot bringen. So ist inzwischen bekannt, dass die Notärztin, die beim Tractorul-Krankenhaus im Einsatz war, eigentlich eine Ärztin ist, die in Sfântu Gheorghe arbeitet und die an jenem Tag für eine Kollegin eingesprungen war.

Sie benutzte deren Stempel, hatte aber kein Arbeitsverhältnis mit dem Kreiskrankenhaus. Beide Ärztinnen müssen sich nun vor dem Ärztekollegium und vielleicht auch vor Gericht verantworten. Der Ärztin wird außerdem eher ein moralisches als ein medizinisches Fehlverhalten vorgeworfen: eine alte Frau in spärlicher Kleidung und unpassendem Schuhwerk an einem kalten Morgen allein weggehen zu lassen - das sei kein verantwortungsbewusstes Handeln seitens eines Arztes.

Der Zufall wollte es, dass ein Fernsehteam gerade vor der Notaufnahme im Tractorul-Krankenhaus die Ankunft eines Krankentransportes filmte. Was zu sehen war, bringt das Kronstädter Kreiskrankenhaus erneut in ein negatives Licht: drei ältere Patienten quälten sich, durch die Hintertür eines alten Dacia-Break-Pkw auszusteigen. Sie wurden gemeinsam vom Kreiskrankenhaus zwecks ärztlicher Untersuchungen ins Tractorul-Stadtviertel „verfrachtet“. Als erster Sündenbock wurde der Fahrer dieses alten Rettungswagens auserkoren. Er konnte nicht erklären, weshalb er gleich drei Patienten auf einmal unter sehr unbequemen Bedingungen durch die Stadt befördert hatte.

Seine Vorgesetzten sagten, dass dieser ältere Rettungswagen nur in Ausnahmefällen zum Einsatz komme und dann nur für höchstens zwei Patienten, die nicht auf der Bahre liegen müssen. Beim Kreisrat heißt es, dass es sich um ein schlechtes Management des Kreiskrankenhauses handle. Manager Adrian Albot² beteuert aber, dass die Geldmittel, die der Kreisrat zur Verfügung stellte, fast ausschließlich für Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten an einem Gebäudeflügel des Kreiskrankenhauses gedacht waren und nicht für die Erneuerung des Fuhrparks.

Zu dem Zwischenfall beim Tractorul-Hospital und den damit offenbarten Problemen äußerten sich inzwischen auch Premier Victor Ponta und der Kronstädter Bürgermeister George Scripcaru. Beide sehen die Schuld bei der Kreiskrankenhausleitung; Ponta kündigte eine Untersuchung des Kontrollkorps des Gesundheitsministeriums in Kronstadt an.