Reschitza - „Die Leitungsdrähte aus Kupfer, mittels derer die Straßenbahnen mit Strom versorgt wurden, habe ich zu einem Thema auf der letzten Stadtratssitzung von Reschitza gemacht“, erklärte Mihai Stepanescu, Reschitzas Bürgermeister, nach der jüngsten Sitzung seiner Ratsherrn.
„Wir hatten Fälle, wo die Drähte gerissen sind und zu einer öffentlichen Gefahr wurden. Der Konzessionär des Nahverkehrs, die Temeswarer SC Spedition Ro-A-Tir, müsste sie alle abmontieren und in einem Depot lagern. Das sind Güter, die teuer verkauft oder nutzbringend wiederverwendet werden können.“ Auf die Frage, ob die Fahrdrähte noch unter Strom stehen, gab es keine Antwort.
Reschitza hat, inoffiziellen Quellen zufolge, für die EU-Haushaltsperiode 2014-2020 bereits ein Finanzierungsprojekt eingereicht, um die Straßenbahnen als „umweltfreundlichstes Transportmittel im Nahverkehr“ wieder in Betrieb zu setzen. Das erklärt auch, wieso die Stadt, als sie im vergangenen Sommer einen Großteil der Hauptstraßen frisch asphaltierte, die Straßenbahnschienen im Asphalt belassen hat.
Die Stadt kann sich allerdings aus eigener (Finanz-)Kraft keine Wiederinbetriebsetzung und selbst die Betriebskosten für eine Straßenbahn nicht leisten. Deshalb – und auch in der Befürchtung, dass die Kupferkabel (immerhin sind es 700 Kilo Kupfer pro Kilometer) „verschwinden“ könnten – drängt das Rathaus auf die Demontage und die Verwahrung der Kabel. Dazu ausersehen wurde ein Raum auf dem Gelände des Nahverkehrsmitteldepots am Stadtausgang Richtung Temeswar, wo auch die abgestellten Straßenbahnen stehen. Bürgermeister Stepanescu weiß, dass „etwa sieben Tonnen Kupferdraht oder rund zehn Kilometer Fahrdraht bereits abmontiert und eingelagert sind. Aber entlang der Gesamtstrecke, die praktisch die ganze Talstadt durchquert, gibt es noch jede Menge hängender Drähte.“ Das alleswissende Netz der Internetblogger kann dazu eine Auflistung liefern, vor allem bezüglich der Neustadt, wo ab der Einfahrt hinter der Eisenbahn- und Bersauüberbrückung noch das fast lückenlose Leitungsnetz zu finden ist.
Zuletzt gab Bürgermeister Stepanescu („ich habe keine Bestandsaufnahme gemacht und schaue denen nicht auf die Finger“) vor den Medien zu, dass er informiert wurde, dass erst etwa 65 Prozent der Drähte abmontiert seien: „Weiter weiß ich nichts.“ Die Aussagen des Bürgermeisters beruhen auf der Tatsache, dass es im Rathaus von Reschitza, intern, eine Informationsnote der Ratshausbeamten gibt, die behauptet, dass bereits alle Fahrtdrähte der Straßenbahn der Stadt abmontiert sind, was auf eine Genehmigung zurückgeht, die Bürgermeister Stepanescu höchstpersönlich am 1. Februar 2012 unterzeichnet hat. Allerdings nicht direkt als Bürgermeister. Da ein Bürgermeister aber Präsident des Lokalen Komitees für Katastrophenschutz ist und da die Demontagegenehmigung für die Leitungsdrähte von diesem erlassen wurde, hat Stepanescu sie in seiner Eigenschaft als Chef des lokalen Katastrophenschutzes unterschrieben.