Online-Unterricht war eine Notlösung

Arader Lehrer und Schüler kamen gut damit zurecht

Arad - „Der Bildungsakt setzt eine besondere Verbindung zwischen Lehrer und Schüler voraus, die Aristoteles als ´Katharsis´ bezeichnet hat und die wir momentan nicht gut genug online herstellen können“, sagt Michael Szellner, Mitglied der Landesschulkommission und Physiklehrer am deutschen „Adam Müller-Guttenbrunn“-Lyzeum in Arad. Auf Initiative des Departements für Interethnische Beziehungen füllten die Mitglieder der Landesschulkommission eine Umfrage zum Online-Unterricht in deutscher Muttersprache aus. Aussagen von Prof. Szellner, dem Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen in Arad, zufolge, der als Vertreter der Stadt und des Kreises Arad unter Absprache mit seinen Kolleginnen und Kollegen die Antworten lieferte, habe sich der Online-Unterricht in deutscher Muttersprache in Arad genau so gut wie jener in der Mehrheitssprache Rumänisch entfaltet, auch wenn sich die deutschsprachigen Unterrichtenden deutlich mehr als ihre Kollegen, die auf Rumänisch vortragen, anstrengen mussten. Die deutschen Lehrer mussten beispielsweise viele Inhalte ins Deutsche übersetzen bzw. die internationalen Webseiten, die beim Unterrichten zum Einsatz kamen, an das rumänische Unterrichtsprogramm anpassen.

In der Stadt und im Kreis Arad habe es keine Probleme, was den muttersprachlichen Unterricht betrifft, gegeben, die Unterrichtenden und Klassenlehrer wussten schnell, ihre eigene Tätigkeit zu organisieren, indem sie zuerst die Hausaufgaben per WhatsApp, Skype, Facebook Messenger oder Zoom verschickten, um in Kürze auf bewährte Lernplattformen wie Google Classroom oder Microsoft Teams überzugehen. Es hätte vereinzelt Fälle gegeben, sowohl in der Stadt, als auch in der ländlichen Gegend, wo Schüler tatsächlich keinen Zugang zum Internet oder zur notwendigen Technik gehabt hätten, man habe aber in einigen dieser Fälle mit Spenden ausgeholfen oder aber die Hausaufgaben beispielsweise dank der Kollegen aus der Nachbarschaft auch an diese Schüler übermittelt.

Das als „Tele{coala“ bekannte Lernangebot des öffentlich-rechtlichen Fernsehens wurde von den Arader Schülern nur äußerst selten benutzt, eher, um ihre Kenntnisse zu testen, so Michael Szellner. Das Unterrichten/Lernen mit Hilfe von alternativen Mitteln sei zurzeit nur eine Notlösung und keine praktikable Alternative zum Standard-Unterricht, meint der Physiklehrer. „Der Online- oder TV-Unterricht sind momentan ein Surrogat, eine Prothese, und schaffen es zurzeit nicht, den ´echten´ Bildungsakt vor Ort, in der Schule, zu ersetzen“, schließt Professor Szellner.