Karlsburg - Im März 2002 wurde der erste Vertrag zwischen der Entwicklungsagentur Zentrum (ADR Centru) und dem deutschen Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) geschlossen. Dem zweijährigen Twinning-Projekt folgten in den vergangenen zehn Jahren zahlreiche weitere. Seit 2008 wird die Partnerschaft auf deutscher Seite vom Bundesland Brandenburg gepflegt. Am Donnerstag feierten Vertreter aus Deutschland und Siebenbürgen das zehnjährige Jubiläum mit einer Festkonferenz in Karlsburg/Alba Iulia.
Von deutscher Seite ist vor allem Dr. Birgit Schliewenz das Gesicht dieser Partnerschaft. Seit 2004 – also schon in der Zeit der Twinning-Projekte zur Vorbereitung auf den EU-Beitritt – ist die energische Frau aus Potsdam als Beraterin in der Region Zentrum aktiv. Im Jahr 2008 wurde die Partnerschaft institutionalisiert. Das Land Brandenburg übernahm für das BMWi die Ausgestaltung der Partnerschaft und entsendete Schliewenz als Partnerschaftsbeauftragte nach Karlsburg.
Die bisherigen Ergebnisse seien sehr positiv, Schliewenz. Es wurden Institutionen in der gesamten Region, allen voran die ADR Centru, beraten und bei der Erarbeitung und Durchführung von EU-Projekten unterstützt. Insgesamt 31 Experten waren seit 2002 hier in insgesamt 115 Einsätzen tätig, informierte Schliewenz. Drei große politische Delegationen aus Berlin-Brandenburg kamen in die Region, ebenso gab es drei Gegenbesuche aus Rumänien. Daneben besuchten vier Wirtschaftsdelegation mit 47 Unternehmen Siebenbürgen, beispielsweise im Rahmen der Brandenburger Wirtschaftstage 2010 und 2011.
Aus dem ursprünglich einen gemeinsamen EU-finanzierten Twinning-Projekt wurden drei. Angesichts des Kooperationswillens der siebenbürgischen Partner entschloss sich das BMWi, ab 2007 weitere Projekte aus dem eigenen Budget zu fördern, berichtete Dr. Ingrid Zilliges aus der Europaabteilung des Ministeriums. Für sie ist es eine partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe, die eine gute Voraussetzung für eine gute Zukunft bietet.
Für Martin Bottesch, Vorsitzender des Kreisrates Hermannstadt sowie Vizepräsident des Regionalen Entwicklungsrates, war und ist die Partnerschaft „von Nutzen“. „Wir haben festgestellt, dass wir einen Partner haben, der gerade den Weg gegangen ist, der noch vor uns lag“, erinnerte er sich an seine ersten Erfahrungen mit den deutschen Partnern im Jahr 2004. Er betonte, dass es von Vorteil war, dass viele Experten aus Ostdeutschland kamen und einen ähnlichen Erfahrungshorizont mitbrachten wie ihre siebenbürgischen Partner. Er lobte besonders die positive Einstellung des brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck, von dem man sagen könne, dass er ein Freund Rumäniens und ein Freund der Region Zentrum ist.
„Viele Dinge standen bei uns vor 10 Jahren ganz am Anfang“, erinnerte sich Dr. Simion Creţu, Leiter der ADR Centru. „Wir haben bei der Vorbereitung und Umsetzung der Programme Phare und des Regionalen Operationellen Programms vom deutschen Know-how profitiert und wir werden jetzt Programme ausarbeiten, die den Herausforderungen der Strategie Europa 2020 begegnen.“ Schliewenz bescheinigte der ADR Centru, eine der besten zwischengeschalteten Stellen für die Verteilung von EU-Fördermitteln in Rumänien zu sein. Für den deutschen Generalkonsul in Hermannstadt/Sibiu, Thomas Gerlach, ist die Entwicklungsagentur nicht zuletzt mit deutscher Unterstützung zu einer Erfolgsstory mit Modellcharakter geworden.
Modellcharakter hat auch die institutionalisierte Partnerschaft zwischen BMWi und der Region Centru. Diese sei für die Brüsseler Generaldirektion für Regionalpolitik mittlerweile ein europäisches Musterbeispiel, freute sich Schliewenz.
An der Jubiläumskonferenz „Nachhaltige Regionalentwicklung und Herausforderungen bis 2020“ nahmen neben den genannten weitere Vertreter aus Deutschland und Siebenbürgen teil, darunter der Geschäftsführer des Deutschen Wirtschaftsclubs Siebenbürgen, Jörg Prohaszka, Dr. Andreas Kotzorek von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Cottbus oder sein Kollege von IHK Kronstadt/Braşov, Nicolae Ţucunel.