Bukarest - Feierlich konnten an diesem Pfingstsonntag wieder sieben Konfirmanden, geführt von Stadtpfarrer und Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli und Pfarrer Andrei Pinte samt den Presbytern der evangelischen Kirche in Bukarest, ihren Einzug in das mit Birken und Pfingstrosen geschmückte Gotteshaus halten. Für musikalische Begleitung sorgte zum wiederholten Male das beliebte Blasorchester der Bukarester Baptisten-Gemeinde Golgatha unter der Leitung von Gheorghe Dascaliuc, das auch auf dem sich traditionell anschließenden Gemeindefest aufspielte. Viele Höhepunkte also, worunter auch die Feier des Abendmahls gerade im Rahmen einer Konfirmation nicht unerwähnt bleiben darf.
Ein Fest der Kirche, ein Geburtstagsfest, zu dem die Gläubigen eingeladen sind, und hier stellte Pfarrer Pinte, der seine Predigt über Johannes 14, 23-27 hielt, die Frage, welche Geschenke denn angebracht seien: Geld für die Restauration des Kirchengebäudes? Dass es ihm nicht so sehr um die physische Kirche, sondern vielmehr um die von Luther als Synonym gebrauchte lebendige Gemeinde geht, verdeutlichte Pfarrer Pinte mit einer Geschichte über einen Dorfpfarrer, der sich in der unangenehmen Lage wiederfand, dass seine Kirchenschäfchen sonntags ausblieben. In seiner Verzweiflung schaltete er eine Anzeige in der lokalen Zeitung mit dem Text „Die Kirche ist tot. Die Beerdigung erfolgt am Sonntag um 10 Uhr“ .
Selbstredend, dass am folgenden Sonntag die Kirche voll war und die Gemeinde neugierig am offenen Sarg vorbeidefilierte, um eigentlich die Kirche durch die Sakristei zu verlassen. Aber dann wirkte doch der Weckruf, den der Pfarrer hier klug inszeniert hatte, denn aus dem leeren Sarg erblickten die Gemeindemitglieder nur ihr eigenes Konterfei. Der Pfarrer hatte ihnen buchstäblich den Spiegel vorgehalten, und alle kehrten durch den Kircheneingang zurück.
Sicherlich auch an die Konfirmanden gerichtet als zukünftige aktive Mitglieder der Gemeinde war die Frage, wie wohl die Zukunft der Gemeinde in 50 Jahren aussehen mag und welche Rolle die Jugend dann wohl übernimmt. Denn, so seine Begründung, die Kirche wird durch die Menschen bestehen.
Nachdem alle der Aufforderung zu Bekenntnis und Entscheidungsfrage gefolgt waren, erhielten in diesem Jahr das Ehepaar Florentina und Sorin-Horia Trifa, Ioana Kessler und Ivan-Kraus Albert, Petre Ioan Datculescu, Elise Badiu-Haltrich und Adina Bold die Bibel, ihren Konfirmationsspruch und den Segen unter dem Geläute der Glocken. Der älteste Konfirmand (Jahrgang 1943) stammt aus Zeiden und die jüngste Konfirmandin, mit 14 Jahren, aus Sächsisch-Regen. Eine der Konfirmandinnen wählte heuer einen Spruch von Christian Morgenstern: „Wer Gott aufgibt, der löscht die Sonne aus, um mit einer Laterne weiterzuwandern.“
Gemeinsam mit ihren Angehörigen empfingen die frischgebackenen Gemeindemitglieder nach den Geistlichen und den Presbytern, aber noch vor der übrigen Gemeinde, kniend das Abendmahl.
Nach einem Kirchenlied und einem weiteren Beitrag des Blasmusikorchesters fand die liturgische Feier ihren Abschluss und diente fast als Überleitung zum Gemeindefest, auf dem die Musiker auch weiter tüchtig aufspielten. Im Hof hatten fleißige Hände ein üppiges Büfett aufgetischt, sodass auch für das leibliche Wohl gesorgt war. Mit angeregten Gesprächen und guter Laune klang dieses Gemeinde- und Kirchenfest unter dem blauen Himmel von Bukarest fröhlich aus.