Reschitza – Wenn der langjährige Leiter der Forstdirektion Karasch-Severin des Nationalen Staatlichen Forstunternehmens RN Romsilva SA, Ion Tabugan, vor die Öffentlichkeit tritt und eine Behauptung wie die im Titel dieses Beitrags lanciert, dann spitzen die Naturschutzverbände die Ohren und beginnen, seine Aussagen nachzuprüfen. Einstweilen sind deren eigene Feststellungen – die regelmässig von jenen der staatlichen Forstverwaltung abweichen – nur aus den vergangenen Jahren bekannt, aber man darf gespannt sein, was in diesem Jahr von dieser Seite als Replik kommt.
Der notorische politische Wendehals an der Spitze der Forstverwaltung des Banater Berglands (er war seit der Wende Mitglied von fünf verschiedenen Parteien) begann seine Ausführungen wie immer weit ausgreifend: die Forstverwaltung des Banater Berglands sei eine Institution mit „komplexen Aufgaben“. Und sie bestehe aus „komplexen Menschen“: „Sie müssen sehr gut vorbereitet sein und einen weiten Horizont haben“.
Für 2023 habe die Forstdirektion Karasch-Severin – zurzeit Verwalterin der ausgedehntesten Forste Rumäniens (nachdem die Bukowina/Landeskreis Suceava durch Holzeinschlag den Rang des Landeskreises mit dem ausgedehntesten Waldbestand verloren hat), die zu über 80 Prozent aus Buchenwäldern bestehen – 445 Hektar zur Naturverjüngung vorgesehen. Binnen der ersten sechs Monate 2023 seien davon 329 Hektar naturverjüngt worden. Davon seien im vergangenen Frühjahr 61 der dafür 2023 vorgesehenen 74 Hektar aufgeforstet worden. Die restlichen 13 Hektar sollen ausschließlich mit Buchen aufgeforstet werden.
Daraufhin erklärte Tabugan die Gesetzeslage betreffs Wiederaufforstungen nach der „Entfernung des Mutterholzes“ (Tabugan vermied den Begriff „Kahlschlag“): „Wir werden vom Gesetz verpflichtet, binnen maximal zwei Jahren nach der Entfernung des Mutterholzes naturzuverjüngen und aufzuforsten – ich nenne es Mutterholz, weil wir von der Forstbehörde keinen Kahlschlag in den Wäldern durchführen, sondern einfach nur die Naturverjüngung vervollständigen durch prophylaktische Forstarbeiten, die eigentlich Forsteingriffe sind, die über lange Zeitspannen geplant werden. Dazu gehört auch die Entfernung des Mutterholzes, des schlagreifen Holzes, in gewissen Zeitabständen und zum gegebenen Augenblick. Letztendlich zwingt uns das Gesetz, 70 Prozent Naturverjüngung und 30 Prozent Aufforstung pro Parzelle zu haben. In unserem Fall, als Buchenland, macht die Naturverjüngung aber bis zu 80 Prozent und darüber aus.“
Der Vorteil des Banater Berglands liege eben in dieser Überdominanz des Buchenbestands, was auch ein großer Vorteil bei der Naturverjüngung sei, denn Buchen sind sehr fortpflanzungs-, also aus Sicht der Förster verjüngungsfreudig. Und wie günstig die pedo-klimatischen Bedingungen des Banater Berglands für die Buche sind, zeige „der Baumbestand im Nationalpark Semenik – Karasch-Schluchten, wo es unerhört beeindruckende Exemplare der Buche gibt, die sämtliche in- und ausländische Fachbesucher zutiefst beeindrucken.“ Vulgo: sie stehen im Bereich der letzten Reste des europäischen Urwalds, im Großraum der Nera-Quellen, auf über 1000 Metern Seehöhe. Und überlebt haben sie höchstwahrscheinlich vor allem, weil es bis dorthin keine Forststraßen gibt…
Tabugan wäre nicht er selber, wenn er nicht auch das rein Wirtschaftliche angesprochen hätte, und sei´s auch nur berührungsweise: „Es ist uns gelungen, unsere Geschäftsziffern für die ersten sechs Monate dieses Jahres zu erfüllen, 7.520.000 Lei, und dies unter Bedingungen, wo der Preis des Rohholzes auf dem Weltmarkt massiv eingebrochen ist und wo unsere Vertragspartner, die Unternehmen für Holzeinschlag, auf das Ernten von 58.000 Kubikmeter verzichtet haben, indem sie die Verträge stornierten.“