Polnisches Theater vom Feinsten 3. EUROTHALIA-Theaterfestival im DSTT

Temeswar - Eines der bekanntesten und meistgespielten Stücke der polnischen Dramatik wird dem DSTT-Publikum heute im Rahmen des Europäischen Eurothalia-Theaterfestivals gezeigt: Das Jan-Kochanowski-Theater aus Oppeln (Polen) bietet um 20 Uhr, im DSTT-Saal, seine Inszenierung „Yvonne, Prinzessin von Burgund“ von Witold Gombrowicz. Der Autor (1904-1969) gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, lebte lange Jahre im Exil und starb 1969 in Vence (Frankreich). Seine Werke, Erzählungen, Romane und Theaterstücke, hatten im kommunistischen Polen lange Jahre Publikationsverbot. Das vorgenannte 1935 entstandene Stück ist sein dramatischer Erstling, das ihm jedoch Weltruhm eingebracht hat.

Regisseur Krzysztof Garbaczewski ist der Ansicht, dass Yvonnes Schweigen das Stück von Gombrowicz (1935) für zeitgenössische Interpretationen öffnet: „Ich versuche, dieses Stück neu zu lesen und Yvonne den Fängen der Gombrowiczologie zu entreißen.“ Polnischen Zuschauern ist die Geschichte wohlbekannt, der Text wurde häufig von namhaften polnischen Theatermachern inszeniert (Zygmunt Hübner, Krystian Lupa, Grzegorz Jarzyna). Garbaczewski verspricht, dass in seiner Version eine völlig andere Yvonne zu sehen ist. Seine Inszenierung stellt keinen weiteren Versuch der Dekonstruktion des Stücks dar, sondern vielmehr einen tieferen Zugang zu dem Prozess des Ankämpfens gegen das Schweigen. Dieser Effekt wird unter anderem durch den Einsatz einer TV-Kamera erzielt. Somit ist dieser Abend formal zwischen Film und Theater einzuordnen. Selbst die Bühne ist wie ein Filmset, und wirkt dadurch, dass sie während des Abends einer Art Zersetzung unterworfen wird, dynamisch. „Die Kamera“, so Garbaczewski, „erlaubt uns eine viel intimere Sicht auf Yvonnes Welt, die Welt ihres Schweigens und der anderen Protagonisten. Das hier wird‚ Yvonne – Der Film’. Die Vorstellung in polnischer Sprache wird ins Rumänische und Englische übersetzt.