Temeswar - „Nie wieder werden wir Deutsch mit Frau Lorette haben, an keinen interessanten Projekten in ihrem Unterricht mehr teilnehmen, Frau Popa wird uns nicht mehr an die Landkarte im Geographie-Unterricht rufen und wir werden nie wieder unsere Mathe-Hausaufgaben auf die Schnelle in der Pause lösen. Eine Etappe geht zu Ende, aber wir sind bereit, alle Hindernisse und Herausforderungen zu überwinden. Wir feiern heute nicht nur unseren Schulabschluss, sondern auch den Start einer neuen Reise in unserem Leben“, so Ian Anghel, frischer Absolvent der 12. Klasse der Deutschen Spezialabteilung (DSA) an der „Nikolaus Lenau“-Schule in Temeswar/Timișoara, während seiner Abschiedsrede am vergangenen Samstag. Der offizielle Lyzeumsabschluss sowie die Preis- und Abiturzeugnisvergabe für alle Absolventen der DSA wurde am 1. Juli feierlich ausgetragen. Die Feier fand in feierlichem Rahmen im Saal des Deutschen Staatstheaters Temeswar (DSTT) statt. Alle 44 Abiturienten – DSA-Schüler der 12. Klassen mit dem Profil Sozialwissenschaften (SW) und Mathematik-Informatik (MI) - haben das Abitur bestanden. Vier Mal wurde die Bestnote 1,0 erhalten.
Mit viel Aufregung füllten Eltern, Verwandte und Freunde, Lehrer und offizielle Gäste den Saal des DSTT am Samstagvormittag. Im Saal waren unter anderem und kamen auch der Reihe nach zu Wort: die Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar, Regina Lochner, Petra Kory, Vorsitzende der rumänischen Reifeprüfungskommission, der Leiter der DSA an der Lenau-Schule, Frank Lembke, Schulleiterin Helene Wolf, der Abgeordnete des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) im rumänischen Parlament, Ovidiu Ganț, sowie Simone Udert, Beauftragte der Deutschen Kultusministerkonferenz und Prüfungsleiterin.
Der ehemalige Schulleiter der Temeswarer „Nikolaus Lenau“-Schule Ovidiu Ganț war derjenige, der vor 23 Jahren die Deutsche Spezialabteilung an der deutschsprachigen Schule in der Bega-Stadt ins Leben rief. Mit großer Emotion trat er aber diesmal vor die Anwesenden im Saal, denn in diesem Jahr stand Ganț vor den Gästen und Schülern nicht nur als Vertreter der deutschen Minderheit in Rumänien, als ehemaliger Lehrer an und Schulleiter der „Lenau“, sondern auch als Vater. Seine Tochter Ingrid Ganț absolvierte nun an dieser Abteilung und erhielt den dritten Preis der Klasse 12 MI und die Abiturnote 1,2.
Nach der Begrüßung durch den DSA-Leiter Frank Lembke, der diese Stelle erst seit einigen Monaten belegt, folgten Reden der Ehrengäste und der beiden Klassensprecher. Bogdan Bundău war Klassensprecher für die Klasse 12 MI und kam ebenfalls zu Wort. Er erhielt die Durchschnittsnote 1,0 - die beste Note in allen Fächern der Abiturprüfung seiner Klasse. Dazu erhielt er auch ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und den Abiturpreis der Deutschen Mathematiker-Vereinigung. Klassensprecher für 12 SW war Ian Anghel, der mit einer Mittelnote von 1,1 beim Abitur zweimal die Bestleistung im mündlichen Abitur (Deutsch und Mathematik) erreichte und den 1. Preis seiner Klasse zum Schulabschluss erhielt. Dazu ist er auch Kandidat für das Evangelische Studienwerk Villigst.
Auch die Schulleiterin Helene Wolf kam ans Mikrofon. „Ludwig Wittgenstein sagte: ´Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt´. Als Absolventen der Lenauschule lebt ihr somit in einer viel größeren Welt. Ich bedanke mich bei den Eltern, die diesen Weg für euch ausgewählt haben“, sagte die Schulleiterin, die seit 20 Jahren das „Nikolaus Lenau“-Lyzeum leitet, bevor sie zusammen mit den Klassenlehrerinnen Angela Avramuț und Violeta Ruican die Ehrungen für die beiden DSA-Klassen überreichte. Schließlich war es Simone Udert, die Beauftragte der Deutschen Kultusministerkonferenz und Prüfungsleiterin, die den Abiturienten ihre Abi-Zeugnisse überreichte. Kurze musikalische Momente, Tanzbeiträge und anschließend ein kleiner Empfang im Foyer des Theaters vervollständigten das Programm der feierlichen Vergabe der Abiturzeugnisse am vergangenen Wochenende.