Temeswar/Arad (ADZ) – Premierministerin Viorica Dăncilă hat am Wochenende Westrumänien besucht. Als Präsidentschaftskandidatin der PSD hat D²ncil² ihren wichtigsten Gegenkandidaten, Klaus Johannis, hart angegriffen und diesem unter anderem vorgeworfen, sich an keiner Fernsehdebatte mit ihr beteiligen zu wollen. Unklar war in diesem Zusammenhang, ob Dăncilă die Städte Temeswar und Arad als kommissarische Regierungschefin oder als Präsidentschaftskandidatin besucht, da sie in Temeswar von den Kreisbehörden empfangen wurde und im Mittelpunkt ihrer Pressekonferenz die Erfolge der gestürzten Regierung standen. Dăncilă kündigte unter anderem an, dass die Mehrzweckhalle, die PNL-Bürgermeister Nicolae Robu in Temeswar, der PSD-Kreisratsvorsitzende Călin Dobra jedoch in der von einem Sozialdemokraten regierten Gemeinde Girok/Giroc haben möchte, in Temeswar gebaut werden muss, eine Freundschaftsgeste gegenüber den Temeswarern, die der PSD gegen-über seit der Wende eher misstrauisch sind.
Vor dem Temescher Verwaltungspalais hatten sich auch einige Protestierende eingefunden, die Dăncilă aufriefen, das Banat sofort zu verlassen. Die Premierministerin sagte, sie werde vor die Leute treten und zu ihnen über die umgesetzten Projekte der PSD-Regierung sprechen, damit auch diese begreifen, was für harte Arbeit zum Wohle der Bürger Rumäniens geleistet wurde. Sie selbst habe seit dem Regierungsantritt ununterbrochen gearbeitet, langsam werden die Bürger begreifen, wer sich um die Entwicklung des Landes gekümmert habe. Selbst nach dem Regierungssturz habe sie weiter gearbeitet, ihr Kabinett wolle noch einiges bewirken, nämlich die Bezahlung der offenen Rechnungen im Rahmen des Nationalen Programms für Lokale Entwicklung PNDL oder die erneute Erhöhung des Mindestbruttolohns.
Auf die Tatsache hingewiesen, dass sie keine Fremdsprache spricht, sagte Dăncilă, dass das unwesentlich sei. Es gäbe Leute, die mehrerer Sprachen mächtig seien, dafür aber ihr eigenes Land weniger liebten als andere. Die Protestierenden von draußen würden Rumänien keine Ehre machen, sie seien ein Beispiel für die von Präsident Johannis aufgebaute Atmosphäre der gegenseitigen Beleidigungen und Beschimpfungen. Man solle die Erfolge der Regierung nicht ins Lächerliche ziehen, die Opposition sage nur das, was Brüssel hören wolle, allerdings müsse man für die Interessen Rumäniens kämpfen und das habe sie als Vorsitzende der PSD-Gruppe in der Fraktion der Europäischen Sozialisten immer auch getan, auch wenn sie kein Englisch spricht, setzte Dăncilă fort.
Im Anschluss an den Besuch im Temescher Verwaltungspalais traf sich Dăncilă, in Begleitung von Landwirtschaftsminister Petre Daea, mit den Professoren und den Studierenden der Banater Universität für Landwirtschaft und Tiermedizin, am späteren Nachmittag dann im Konferenzsaal eines Hotels mit den Temescher Mitgliedern der PSD.
Am Samstag besuchte D²ncil² den Kreis Arad, unter anderem auch den Bauernmarkt der Kleinstadt Pankota/Pancota, wo ein Bürger sie fragte, warum sie sich erst jetzt unters Volk mische. Das habe sie immer getan, antwortete die Präsidentschaftskandidatin, der Mann solle lieber Präsident Johannis fragen, warum er das nicht tue. In Arad selbst hatten sich etwa 200 Bürger vor dem Rathaus versammelt, um gegen den Besuch von Dăncilă zu protestieren. Vom Arader PSD-Kreisverband bekam die Parteivorsitzende einen Säbel und eine Ikone, der Arader PSD-Verbandschef verglich sie mit einem Samurai, der Säbel solle ihr im Kampf gegen die paar Männer helfen, die die Regierung gestürzt hätten.
In Hinsicht auf die Investition des deutschen Volkswagen-Konzerns in ein neues Werk, das in Arad entstehen könnte, sagte Dăncilă, dass ihre Regierung weiterhin für die Investition kämpfe, man habe Briefe nach Deutschland geschrieben und den Wirtschaftsminister auch hingeschickt, um dem Automobilbauer die Vorteile des Arader Standorts zu erklären, doch es kam keine Unterstützung von Klaus Johannis. Der Präsident hätte das Vorhaben mittragen können und ebenfalls bei seinen politischen Freunden vorsprechen sollen, so dessen Gegenkandidatin Dăncilă.