Klausenburg – Am vergangenen Freitag erhielten die Veranstalter des Festivals „Cluj Pride“ die Genehmigung der Klausenburger Verwaltung: Am 1. Juli kann in der Stadt der erste LGBTQ+-Marsch stattfinden. Zuvor wurde 15 Tage verhandelt und 22 Anträge wurden eingereicht. Der Marsch, der um 10 Uhr an der Garibaldi-Brücke starten soll, ist der erste seiner Art außerhalb von Bukarest. In der Hauptstadt waren zuletzt am 20. Mai rund 1000 Menschen für die Rechte von lesbischen (L), schwulen (G), bisexuellen (B), transsexuellen (T), queeren (Q) und anderssexuellen (+) Menschen auf die Straße gegangen. Unterstützt wurden sie vom amerikanischen Botschafter Hans G. Klemm sowie etwa 30 internationalen Diplomaten. Der Klausenburger Marsch ist in ein Festival eingebunden, welches bereits seit Mittwoch stattfindet und von Prisma Cluj sowie Gay Film Nights organisiert und von weiteren Organisationen unterstützt wird. Unter dem Motto #SeiEhrlich finden Filmvorführungen, Diskussionsrunden und Partys statt. Mit dem Festival wollen die Veranstalter Menschen ermutigen sich zu LGBTQ+ zu bekennen und in der Gemeinschaft aktiv zu werden. Auch sollen die Diskussionsrunden zum Dialog mit der Mehrheitsgesellschaft beitragen.
Zu einer Gegenveranstaltung hat die neofaschistische Partei Nou˛ Dreapta aufgerufen. Ab 13 Uhr soll am Samstag eine Demonstration am Avram-Iancu-Platz beginnen. Zu diesem werden 400 Menschen erwartet. Anwesend sein soll auch Nouă-Dreapta-Gründer Tudor Ionescu. „Durch diese Parade von Homosexuellen in Klausenburg verbreitet sich dieses besorgniserregende Phänomen auch außerhalb der Hauptstadt“, so der Vize-Präsident der neugegründeten Organisation BINE (Blocul Identităţii Naţionale în Europa), einem Zusammenschluss von Nouă Dreapta, PRU (Partidul România Unită) und PRM (Partidul România Mare). In Bezug auf das Referendum zur Definition von Familie und Ehe, welches auch vom DFDR-Abgeordneten Ovidiu Ganţ unterstützt wurde, befand Ionescu, dass die Homosexuellen die Vorbereitung zur Abstimmung nicht stören werden. „Es ist eine Versammlung von obszönem Charakter. Wir wissen aus Bukarest, wie diese Veranstaltung aussehen wird. Es werden einige Männer in Miniröcken und Strümpfen erscheinen und Lippenstift sowie Lidschatten wie im Zirkus tragen.“ Bereits 2006 hatten militante Anhänger der Noua Dreaptă das GayFest in Bukarest angegriffen. Auch in den Folgejahren organisierten schwulenfeindliche, christlich fundamentalistische und rechtsradikale Organisationen Gegenveranstaltungen. Am Mittwoch wurden in Klausenburg von Unbekannten homofeindliche Flugblätter verteilt. Laut der Kampagne „No Hate Speech“ des Europarates hat jedes vierte Mitglied der LGBT-Gemeinschaft bereits körperliche Gewalt erfahren.