Protest gegen Belästigung und Burnout am Arbeitsplatz

IT-Gewerkschaft möchte auf bestimmte Verhaltensweisen am Arbeitsplatz aufmerksam machen

Rund hundert IT-Beschäftigte und Mitarbeiter von multinationalen Unternehmen beteiligten sich am Mittwoch an der Demonstration gegen Missbrauch, Mobbing und Burnout am Arbeitsplatz. Foto: SITT

Temeswar – Ein Protestmarsch gegen Missbrauch, Belästigung und Burnout am Arbeitsplatz wurde am Mittwoch, den 9. Oktober, in der Innenstadt von Temeswar/Timișoara durchgeführt. Rund 100 Menschen, vor allem IT-Beschäftigte und Mitarbeiter von multinationalen Unternehmen beteiligten sich an der Aktion, die von der Temeswarer IT-Gewerkschaft (Sindicatul IT Timișoara – SITT) organisiert wurde.

Auslöser für den Protest waren zwei tragische Ereignisse, die vor Kurzem in Temeswar und Bukarest passiert sind. Nach Angaben der Gewerkschaft deuten die bisher vorgelegten Fakten darauf hin, dass eine 33-jährige Frau aus Temeswar „infolge der Schikanen am Arbeitsplatz und des Drucks, zu kündigen, Selbstmord begangen hat“. In Bukarest erlitt eine junge Frau Berichten zufolge am Arbeitsplatz einen Herzinfarkt. Die Gewerkschaftsmitglieder wurden somit am Mittwoch zur Mittagszeit zu einer Demonstration vor der Nationaloper aufgerufen. „Wir protestieren in erster Linie, weil wir auf bestimmte Verhaltensweisen am Arbeitsplatz aufmerksam machen wollen, die missbräuchlich sind und zu Burnout führen. Wir wollen, dass die Arbeitgeber verstehen, dass dieser ganze Druck auf die Arbeitnehmer zu den extremsten Situationen führen kann. Wir wollen, dass die staatlichen Behörden ihre Arbeit tun und dafür sorgen, dass solche Praktiken verurteilt und bestraft werden, wie es sich gehört, und wir wollen nicht zuletzt, dass all diejenigen, die sich heute in einer solchen Situation befinden, um Hilfe bitten und ihre Meinung äußern“, sagte dabei der SITT-Vorsitzende Florentin Iancu.

Nach dem Treffen vor dem Temeswarer Opernhaus setzten sich die rund 100 Teilnehmer – darunter auch einige Nichtmitglieder der Gewerkschaft – um 12.30 Uhr in Bewegung und marschierten bis zur Metropolitankathedrale. Dort wurden Kerzen zum Gedenken an die zwei Opfer des Arbeitgebermissbrauchs angezündet. Während der gesamten Veranstaltung trugen die Protestführer zwei Plakate mit den Botschaften „Stoppt Missbrauch, Mobbing und Burnout am Arbeitsplatz“ und „Der Staat hat seine Bürger im Stich gelassen“.
Die IT-Gewerkschaft Temeswar (Sindicatul IT Timișoara – SITT) bietet eine professionelle Vertretung in den Beziehungen zum Arbeitgeber. Gewerkschaftsmitglieder werden am Arbeitsplatz durch jeweilige Verhandlungen und einen sozialen Dialog geschützt. Die Gewerkschaft ist 2009 von einer Gruppe von Beschäftigten von Alcatel-Lucent Rumänien in Temeswar gegründet worden. Die Notwendigkeit einer gewerkschaftlichen Organisierung ergab sich aus einer Reihe von umfassenden Umstrukturierungsplänen, die das Unternehmen lange zuvor ohne jegliche Konsultation der Beschäftigten begonnen hatte. Rund 7000 Beschäftigte aus verschiedenen IT-, Support-Dienstleistungs- und Outsourcing-Unternehmen in Rumänien (aus Städten wie Bukarest, Klausenburg/Cluj-Napoca, Jassy und Kronstadt/Brașov) sind mittlerweile Mitglieder der SITT.