Der öffentliche Hörfunk Radio România feiert sein 85.Jubiläum. Das geschieht durch eine ganze Festwoche, in der vor allem herausragende Konzerte geboten werden. Am 1. November 1928 hörte man zum ersten Mal die Ansage: „Hallo, hallo, hier spricht Radio Bukarest“. Die Hörfunkgesellschaft war durch ein Dekret des Königs Ferdinand gebildet worden. Als ihr Gründer gilt Prof. Dragomir Hurmuzescu, der vorher bereits experimentelle Übertragungen in Konstanza vorgenommen hatte. Alles wurde am Anfang direkt gesendet, man arbeitete auf zwei Schienen: Konzerte und Vorträge großer Persönlichkeiten. Das Nationale Hörfunkorchester war bereits 1928 durch den Komponisten Mihail Jora gebildet worden, es gab sein erstes Konzert am 30.November 1928. Das Publikum saß vor den Radioapparten und hörte zu.Vorträge hielten Persönlichkeiten wie Nicolae Iorga, sie werden z. T. auch heute noch im Goldenen Hörfunkarchiv aufbewahrt.
Die Entwicklung des Hörfunks ist stark an die historischen Ereignisse gebunden. Am 23. August 1944 wurde die Botschaft des Königs Mihai I. an das Land und die Proklamation der Regierung ausgestrahlt. Das konnte geschehen, weil trotz der Bombardements Studios und Sendeanlagen – wie etwa in Brenndorf/Bod – in Betrieb gehalten wurden. Im Dezember 1989 hat es Kämpfe um das Radiogebäude gegeben, die erste Botschaft der Bukarester Revolutionäre wurde am 22. Dezember 12.27 Uhr übertragen.
Man kann sich schwer vorstellen, was der Hörfunk jahrzehntelang bedeutet hat, aber z. T. auch heute noch bedeutet. Die jetzigen Gebäude wurden in der Zeitspanne 1945 – 1955 errichtet, teilweise schon 1953 in Betrieb genommn, der Konzertsaal ist aber erst 1960 fertig geworden.
Beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben wir es mit einer riesigen Institution zu tun, mit 2300 Angestellten, die auf mehreren Schienen selbstständige Programme machen: Nachrichten und Politik auf România Actualit²]i, Kultur- und Musikkanäle, ein gesondertes Programm für die Landbevölkerung, regionale und internationale Programme. Das alles muss sich behaupten in Konkurrenz mit den privaten Hörfunkanbietern und mit den anderen Medien.
Der öffentlich-rechtliche Hörfunk gehört zu den Institutionen, in deren Programm die Unterstützung und Förderung der nationalen Minderheiten steht. Die deutsche Inlandsendung von Radio Bukarest wurde im Frühjahr 1949 gegründet, etwa gleichzeitig mit dem „Neuen Weg“. Seither sind auch schon 64 Jahre vergangen, mehrere Generationen von Journalisten haben sich abgewechselt. Mit Kollegen vom Radio ist 1969 auch die Bukarester deutsche Fernsehsendung gegründet worden, und als es mit dieser TV-Sendung bergab ging und sie 1985 ganz eingestelt wurde, konnten einige Kollegen vom Fernsehen die fünf Dürrejahre beim Radio überstehen, bis sie dann wieder mit dem Fernsehen anfingen. Trotz allem Auf und Ab aber: Es hat in diesen 64 Jahren keinen einzigen Tag gegeben, an dem die Sendung nicht gemacht worden wäre.
Ich habe vor zehn Jahren für mein Buch „Deutsche in Bukarest“ einen längeren Aufsatz über die Bukarester deutsche Radiosendung geschrieben, ich habe dort auch die bekanntesten Kollegen genannt, die einmal hier gearbeitett haben, allen voran der Dichter Oskar Pastior. Ich stelle nun fest, dass es hier in diesen zehn Jahren eine absolute Kontinuität gegeben hat: Die Sendung wird nach wie vor von Bianca Filip, Helga Neustädter, Monika Stavra und Rainer Wilhelm gemacht, der das Ganze leitet. Eine gute Zusammenarbeit gibt es seit vielen Jahren mit den Kollegen in den Aufnahmestudios. Dieselbe Kontinutät besteht auch bei den Hörern, das geht aus den Briefen hervor, die von überall eintreffen: Mit Antworten auf die Preisrätsel, die regelmäßig gebracht werden, mit Musikwünschen, aber auch mit Grüßen an die lieben Stimmen, die man kennt, mit Anregungen.
Zum öffentlich-rechtlichen Hörfunk gehören auch die deutschen Sendungen, die in Temeswar gemacht werden, dieses Studio im Banat wurde 1955 gegründet und die deutschen Programme kommen bereits in Erinnerungsbüchern vor, etwa in dem von Stefan Heinz Kehrer. Eine Gründung aus dem Jahr1958 ist das Studio Neumarkt/Tg. Mureş, wo es ein deutsches Programm für Siebenbürgen gibt.
Über das 85.Jubiläum von Radio România freuen sich auch die deutschen Hörer im In- und Ausland.