Reschitza - Der öffentliche Stadtverwalter von Reschitza, Vasile Paul – derselbe, der seinen Vizebürgermeisterposten um des lieben Stadtrats-Friedens Willen der PSD-Fraktion zur Verfügung gestellt hat – berief am vergangenen Montag eine öffentliche Aussprache zum Thema der Bebauung des Geländes am rechten Bersau-Ufer ein, dort, wo früher das Heizkraftwerk CET (Energoterm) stand (gegenüber der Deutschen Bibliothek „Alexander Tietz“). An Pauls Seite stand Stadtarchitektin Mihaela Copia. Zugegen waren neben Vertretern der öffentlichen Institutionen, der Investoren, der Firma, die den neuen Raumordnungsplan ausgearbeitet hat, auch Repräsentanten der Zivilgesellschaft, die sich in Fragen der Stadtplanung implizieren. Vorneweg sei gesagt: diesmal gab es Einstimmigkeit bezüglich der Bejahung der Bebauungsabsichten.
Vasile Pauls Einladung zur Aussprache hatte zuerst auf Facebook lebhafte Diskussionen über den Bedarf oder die Sinnlosigkeit noch eines Kaufland-Großmarktes in Reschitza ausgelöst – obwohl das vor allem Sache der Investoren, nicht so sehr der potenziellen Käufer ist. Allerdings: auch auf Facebook war die Mehrheit der Diskussionsteilnehmer für das Bauvorhaben. Unter den Gegnern gab es vor allem Nostalgiker der Sorte, dass man lieber wieder irgendetwas Produktives dort gesehen hätte, Arbeitsplätze... Oder ein Freibad. An letzterem mangelt es Reschitza wirklich.
Die jüngste Debatte über das Bauvorhaben erinnerte viele an jene Diskussionen vor mehreren Wochen rund um den Teilabriss der Konfektionsfabrik am Stadteingang aus Richtung Temeswar und dem Bau eines Lidl-Marktes – wo reinste Ablehnung des Projekts zum Ausdruck kam. Seitens des Stadtverwalters Vasile Paul – bekannt als jemand, der mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Wirklichkeit steht - kam bei dieser Aussprache viel Empathie für die Investoren zum Vorschein. Er berichtete, wie schwierig die Säuberung des Geländes gewesen ist, vor allen des Untergrunds, wo man “bis auf minus sieben Meter gegangen“ sei mit der Dekontaminierung.
Außerdem berichtete er von den ergebnislosen Verhandlungen mit der Eisenbahngesellschaft CFR, weswegen die Versorgungswege kurvenreich gebaut werden müssen, „um etwas zu umfahren, das nicht existiert“, umschrieb er das Absurde der Situation. Auch lobte er die Perspektive des Neubaus einer Brücke über die Bersau/Bârzava, weil die vorhandene Brücke („bei der Uhr“) nicht den künftigen Ansprüchen entspricht. Hingegen soll die Fußgängerbrücke renoviert und erhalten werden. Neben einer weiteren Fußgängerbrücke, die zu bauen ist. Und alle Brücken werden nach Fertigstellung der Stadt geschenkt. Neu war, dass vermeldet wurde, dass auf der Industriebrache neben Kaufland auch ein Lidl-Markt entstehen soll. Und der wird sogar zuerst eröffnet, fast genau der künftigen neuen Brücke gegenüber, in unmittelbarer Nähe eines der ENEL-Verwaltungsgebäude. Mit Eröffnung des neuen Lidl-Markts wird allerdings der bisherige am Eingang zum Doman-Tal geschlossen. Nicht weil er nicht gut ginge, sondern weil zwischendurch Nachkommen früherer Besitzer des Grundstücks aufgetaucht sind, die eine Wiederaneignung anstreben.
Die neue Kaufland-Filiale, die fast Rücken an Rücken mit dem Penny-Markt auf dem ehemaligen Gelände der Kommunalwirtschaft PRESCOM stehen wird, wird ohne die Handelsgalerien gebaut, die man von Kaufland in der Reschitzaer Neustadt kennt. Und: es wird genügend Raum freigelassen für den Traum des amtierenden Bürgermeisters Ioan Popa: für die Bersaupromenade am rechten Ufer. Grünflächen und Fahrradpisten sollen die urbane Ausstattung vervollständigen.
Die Versorgung des neuen Handelskomplexes soll über die Câlnicului-Straße erfolgen, wobei allerdings die Eisenbahnstrecke Richtung Südbahnhof und Altstadt dazwischenliegt. Deshalb will man den vorhandenen Übergang über die Eisenbahnlinien bei der Fântânilor-Gasse nutzen und dann entlang der Eisenbahnlinie zur nun erschlossenen Industriebrache fahren – wozu noch einige Eigentumsfragen zu lösen sind. Geschieht das, dann wird zu Beginn des kommenden Jahres der Lidl-Markt bereits an den neuen Standort umsiedeln.
Werner Kremm