Reschitza - Die ehemaligen „Stachanowisten”-Villen im Reschitzaer Stadtteil Lunca Pomostului gehören zu den begehrtesten Anwesen in Reschitza/Reşiţa. Hier hat sich inzwischen so ungefähr jedermann eingenistet, der von sich meint, für die Stadt und den Verwaltungskreis Karasch-Severin etwas zu bedeuten. Auch nahezu alle gegenwärtigen und ehemaligen Abgeordneten und Senatoren, sofern sie aus Reschitza gekommen sind.
Zu den jüngst Hinzugekommenen – d.h. seit zwei Legislaturperioden – gehört auch der ehemalige Jugendführer der PDL Karasch-Severins, der heutige PNL-Abgeordnete Valentin Rusu, eigentlich ein noch ziemlich junger Ingenieur, der sich früher neben Pakatekleben im PDL-Wahlkampf hauptamtlich als Versicherungsbeamter bei ASIROM betätigte und zu den zuverlässigsten Jasagern des Kreisparteichefs Sorin Frunzăverde gehörte, dessen Schwenk von der PDL zur PNL er im Frühjahr 2012 mitvollzog.
Und, wie „es sich gehört”, drehte es auch Valentin Rusu (mit wahrscheinlicher Komplizenschaft der Stadt) so, dass er aus einer verachteten Blockwohnung statuskonform in eine „Stachanowistenvilla” einzog. Nur schien ihm auch diese beengend, weshalb es sich erstmal einen Vorgarten absteckte, der bis zum „Bulevardul Revoluţiei din Decembrie”-reicht und in den abgesteckten Vorgarten Baumaterial ankarren ließ – eine klare Absicht, sich die „Stachanowistenvilla” in eine noch standesgemäßere Parlamentarierwohnung auszubauen.
Bereits mit dem Abstecken und Einzäunen des Vorgartens – und zwar eindeutig und zweifelsfrei auf öffentlichem Grund und Boden der Stadt – startete er eine Provokation der Stadtverwaltung. Die erst mal öffentlich machte, dass sie dem Herrn Abgeordneten mit einer Ordnungsstrafe gedroht habe. Aber – so die Medien des Banater Berglands – der Herr Abgeordnete (übrigens hat er laut Parlamentsstatistik im vergangenen Jahr die meisten geschwänzten Sitzungen und die wenigsten Wortmeldungen vorzuweisen gehabt) „ist zweifelsohne ein Parlamentarier, der sich so gar nicht mirnichts-dirnichts ins Bockhorn jagen lässt durch die Verwarnungen und Strafmaßnahmen gegen ihn, die das Rathaus Reschitza ergriffen hat.” Er ignoriere souverän alle Stadtratsbeschlüsse und gegen ihn gerichtete Maßnahmen und drehe den anständigen Beamten eine Nase, wenn die ihn zur Ordnung rufen und seine Expansionsbestrebungen über die öffentliche Domäne der Stadt stoppen wollen. „Er will um jeden Preis Besitzer des ein paar Dutzend Quadratmeter großen Grundstücks vor seinem Haus werden”, schreiben die Reschitzaer Medien.
Vor zwei Wochen waren die Inspektoren des städtischen Dienstes für Kommunalwirtschaft und Umwelt, zusammen mit Vertretern der Kommunalpolizei, unterwegs zur Inaugenscheinnahme der „Lunca” und stellten den Vorstoß des PNL-Abgeordneten auf die öffentliche Domäne der Stadt fest, indem Valentin Rusu sich in „seinem” Vorgarten einen Ort zur familiären Entspannung einrichtet, wozu er keinerlei Genehmigung vorweisen konnte - aber die angeheuerten Arbeiter persönlich anleitete und überwachte. Die Lokalpolizei lud ihn deshalb vor, eine Erklärung beim Sitz abzugeben, aber stattdessen erschien seine Frau, meldete Alexandru Ciati, der Direktor der Reschitzaer Kommunalpolizei, der Öffentlichkeit.
Nach der Diskussion bekam Valentin Rusu, der Abgeordnete, zwei Geldstrafen aufgebrummt, „eine, weil er Baumaterialien auf der Grünfläche der Stadt deponiert hatte, die zur öffentlichen Domäne gehört, die andere, weil er illegal einen Baum in der Nähe seines Wohnhauses gefällt hat.” Die Vertreter der städtischen Dienststelle für Kommunalwirtschaft und Umwelt haben Valentin Rusu als Hausbesitzer eine Geldstrafe von 2.500 Lei aufgebrummt, weil er über keinerlei Baugenehmigung verfügte für die Durchführung der Arbeiten, die er begonnen hatte. Amtsleiterin Cornelia Burileanu meldete, dass ab dieser Woche das Rathaus beginnt, die betreffende Straßenseite neu mit Straßenmöbel auszustatten, die Grünflächen in Schuss zu bringen, neue Bänke aufzustellen und auch kleine Kinderspielplätze herzurichten.
Dessenungeachtet gehen die Arbeiten im illegal angeeigneten Vorgarten des PNL-Abgeordneten Valentin Rusu wie selbstverständlich weiter und die Beschlüsse des Stadtrats (HCL 69/2014), aufgrund derer gegen ihn die Geldstrafen verhängt wurden, scheinen ihm einfach schnurz zu sein.
Fakt ist, dass bei einem Spaziergang durch das Villenviertel der „Lunca” in Reschitza selbst einem Blinden auffallen muss, wie viele „Vorgärten” von Wohnhäusern vermeintlicher Prominenter da entstanden sind und wie viele Villen umgebaut und total ihrem ursprünglichen Aussehen entfremdet wurden – das als Wohnensemble und Einzelrealisierung einen hohen Erkenntniswert über das, was man als Wohnkomfort im Stalinismus verstand, barg.