Restaurierte Orgel in Hammersdorf wurde feierliche eingeweiht

Organistin Ursula Philippi hatte die Restaurierung initiiert und führte das wiederhergestellte Instrument vor.

Stadtpfarrer Kilian Dörr und Orgelbauer Ferdinand Stemmer sprachen über die Orgelrestaurierung.
Foto: Hannelore Baier

Hermannstadt - Die rund 70 Gottesdienstbesucher in der kleinen Kirche im Hermannstadt/Sibiu eingemeindeten Hammersdorf/Guşteriţa mussten am Sonntag ihre Stimmen zunächst ohne Orgelbegleitung erklingen lassen. Ihren vollen Klang entfaltete die Orgel dann nach der Wiedereinweihung durch Stadtpfarrer Kilian Dörr. Im Mai hatten die Restaurierungsarbeiten des aus dem Jahr 1792 stammenden Instruments begonnen, für den im September erstmals in Siebenbürgen tagenden Jahreskongress des Internationalen Verbands der Orgelbauer (ISO, International Society of Organbuilders) sollte die Orgel fertig sein. Ihr voller, schöner Klang bewies, dass die Wiederherstellung gelungen ist. Die Idee, die Restaurierung im Kontext des Orgelbauer-Kongresses zu beantragen, hatte Organistin Ursula Philippi gehabt. Da Fachkräfte aus Belgien, Deutschland und der Schweiz freiwillig mitgearbeitet haben, konnten die Wiederherstellungskosten auf die Hälfte reduziert werden. Weitere Zuschüsse gab es von Seiten der Stadt und des Kreisrats, rund 8000 Euro jedoch kamen durch die Übernahme von Patenschaften für bislang 598 der insgesamt 680 Orgelpfeifen zusammen. Die Namen der rund 200 Paten werden in eine Liste eingetragen in die Türe der Orgel gesetzt.

Die Renovierung betreut hat die Honigberger Orgelwerkstatt unter der Aufsicht von Barbara Dutli und Ferdinand Stemmer. Es mache sie ganz stolz, die Orgel ihres vor 220 Jahren nach Siebenbürgen gezogenen Landsmanns Melchior Achxs zu restaurieren, meinte Stemmer, der die durchgeführten Arbeiten vorgestellt hat. Von den Pfeifen hatte man jene aus Zinn im Ersten Weltkrieg ausgebaut, an Originalpfeifen erhalten blieben nur jene aus Holz, wie überhaupt nur noch wenig originale Substanz vorhanden, nachdem das Instrument unter anderem 1943 verwüstet worden war. An seine ursprüngliche Stelle in die Orgel wurde auch der Spieltisch wieder eingebaut, den man um 1830 ausgebaut hatte, damit der Organist den Pfarrer sehen kann, „wodurch die Mechanik sehr streng wurde“, so Stemmer. Das „Zurückrestaurieren“ des Spieltisches war denn auch die größte Arbeit gewesen, denn die gesamte Mechanik musste wieder rekonstruiert werden, sagte der Orgelbauer. Der wieder exzellente klangliche Zustand des Instruments ist auch dem aus Dresden stammenden Orgelbauer Gunther Böhme zu verdanken, der eine Woche frei nahm, um die Orgel in Hammersdorf zu stimmen. Die Wiederherstellung der Orgel stellte Stadtpfarrer Kilian Dörr als Teil des Projekts „grüne Kirchenburg Hammersdorf“ vor, in dessen Rahmen Kirche, Pfarrhaus, Pfarrgarten und das 2009 zurückerhaltene Schulgebäude zu einem umfeldfreundlichen Zentrum ausgebaut werden sollen. Es werde alles wieder hergestellt aber nicht, wie es einmal war, sondern die alten Funktionen erhalten neue Aufgaben, so Dörr. Die alten Stimmen werden wieder erklingen, aber etwas anders.