Rocklegende Nicu Covaci gestorben

Freunde und Fans können heute und morgen Abschied nehmen

Foto: Facebook Phoenix Transsylvania

Temeswar - Der Leadsänger der rumänischen Rockband „Phoenix“, Nicu Covaci, ist am Freitagabend, dem 2. August, nach langem Leiden im Alter von 77 Jahren in seiner Heimatstadt Temeswar/Timișoara gestorben. Covaci wurde im März dieses Jahres einer schweren Hirn-OP im Temeswarer Kreiskrankenhaus unterzogen, nachdem ihm ein bösartiger Tumor nachgewiesen worden war. Nach der Operation erholte er sich nur zeitweilig, um vor einigen Wochen wieder ins Kreiskrankenhaus eingewiesen zu werden, wo er im letzten Monat gepflegt wurde und wo er auch seinen letzten Atemzug tat.

Die Temeswarer können sich am heutigen Dienstag und am morgigen Mittwoch von Nicu Covaci im Philharmonie-Gebäude verabschieden. Die Tore des Capitol-Saals stehen heute zwischen 11 und 20 Uhr und morgen zwischen 9 und 17 Uhr für all jene offen, die einen letzten Gruß übermitteln möchten. Der letzte Wunsch der Rocklegende soll es gewesen sein, eingeäschert zu werden, wie die Medien berichteten. Ein Teil der Asche hätte in Temeswar, neben jener seiner Mutter Tamara beigesetzt werden, und der andere Teil in Spanien ins Meer geworfen werden sollen. Jüngsten Informationen zufolge soll sich die Familie jedoch für eine Bestattung entschlossen haben. Eine private Begräbnisfeier, an der sich die Lebensgefährtin des Musikers, Ivona, und enge Freunde von Nicu Covaci beteiligen werden, soll auf Wunsch der Familie in Temeswar stattfinden.

Der Komponist, Sänger, Gitarrist, Künstler und Gründer der legendären Rockband „Phoenix“ Nicu Covaci wurde am 19. April 1947 in Temeswar geboren. Als Kind nahm er Musik und Fremdsprachenunterricht und liebte den Sport. Er betrieb Rudern, Karate, Schwimmen, Boxen und Leichtathletik, wobei er Jahre später eine große Liebe zu Motorrädern entwickelte. Er besuchte die Grundschule in deutscher Sprache an der Vorgängerschule der heutigen Nikolaus-Lenau-Schule. 1961 gründete Covaci zusammen mit Béla Kámocsa eine Musikgruppe als Teil der künstlerischen Brigade der Mittelschule Nr. 2. Die Gruppe wurde in „Sfinții“ (Die Heiligen) und recht schnell in „Phoenix“ umbenannt. Die Band „Phoenix“ erfreute sich in den 1970- er Jahren großer Beliebtheit, wurde aber auch verstärkt von der Securitate ins Visier genommen. Ein Schlüsselmoment im Leben von Nicu Covaci war, als er 1977 mit seinen Bandkollegen aus Rumänien floh – versteckt in den riesigen Lautsprechern, die ein Lastwagen Richtung Westen beförderte. Später ließ sich Nicu Covaci in den Niederlanden, dann in Deutschland und schließlich in Spanien nieder. Die Band widmete sich im Laufe der Jahrzehnte unterschiedlichen Rock-Subgenres, von Beat über Psychedelic Rock und Hard Rock bis hin zu Ethno-Rock. Zu den beliebtesten Songs der Gruppe zählen „Vremuri“, „Fata Verde“, „Andrii Popa“, „Mica Țiganiadă“, „Mugur der fluier“, „Strunga“ oder „În umbra marelui URSS“. Mehr als 40 Musiker waren im Laufe der Jahre Teil von „Phoenix“, wobei Nicu Covaci über mehr als ein halbes Jahrhundert hinweg den Geist von „Phoenix“ prägte. Der Bürgermeister von Temeswar, Dominic Fritz, teilte der Presse mit, dass im städtischen Kulturhaus eine Fotoausstellung zum Wirken des Temeswarer Ehrenbürgers Nicu Covaci organisiert werden soll. Auch ein Kondolenzbuch wird dort ausgelegt – es soll über eine längere Zeitspanne all jenen zur Verfügung stehen, die einige Gedanken zum Ableben der Rocklegende niederschreiben wollen. Die musikalische Hinterlassenschaft der Rocklegende Nicu Covaci (19. April 1947 – 2. August 2024) ist riesig. Den Phoenix-Geist wollen gewesene und jetzige Bandmitglieder weitertragen.