Temeswar (ADZ) – Seit Jahrzehnten hätten die Temeswarer auf diesen Tag gewartet, nun sei er endlich gekommen: Die Stadt Temeswar habe das Eigentum einer prächtigen Stadtvilla zurückerlangt, die Anfang der 1990er Jahre von damals mächtigen Clans unrechtmäßig erworben wurde. Mit dieser Aussage ließ sich Bürgermeister Dominic Fritz vor der Villa filmen, die auf dem Constantin-Diaconovici-Loga-Boulevard liegt. Der Stadt gehören nun sowohl das Gebäude als auch das 1200 Quadratmeter große Grundstück wieder, er und seine Juristen hätten einen Weg gefunden, um die Stadt als Eigentümer ins Grundbuch eintragen zu lassen, rühmte sich der Bürgermeister weiter. Dies sei gelungen, ohne erneut prozessieren zu müssen. Mit Clans meint Fritz Roma-Großfamilien, die sich mit der breiten Unterstützung von Verwaltung und Justiz in den 1990er Jahren mehrere Stadtvillen in der Innenstadt und vor allem in dem in der Zwischenkriegszeit entstandenen Areal zwischen dem Rosengarten und dem Stadtzentrum unter den Nagel gerissen haben.
Man müsse schon die Wahrheit sagen: Niemand habe bisher den Mut gehabt, die Mafia zu bekämpfen, die sich in dieser Gegend mehrere Villen angeeignet hat. Genauso wie niemand so mutig war, jener Mafia den Krieg zu erklären, die mit illegal gebauten Restaurants und Biergärten die Bega-Ufer besetzt hat, sagte Fritz in Anspielung auf seinen letzten Teilerfolg im Kampf gegen den Eigentümer eines Biergartens am Bega-Ufer. In diesem Fall hatte das Gericht den Antrag auf einer einstweiligen Verfügung zur Verhinderung des Abrisses endgültig zurückgewiesen, der Kampf vor dem Verwaltungsgericht geht jedoch weiter.
Sein Vorgänger hatte einen persönlichen Berater durch Schwindel und Fälschungen zum Direktor der Abteilung für Stadteigentum gemacht und dort harrte diese Gestalt aus, als er, der neue Bürgermeister, vor drei Jahren sein Amt antrat. Das war nicht von ungefähr, denn die Mafia verfolgte ja den Zweck, die Spuren des in den 90er Jahren getätigten Raubs zu verwischen. Sein Team sei aber mutig und arbeite sich durch jede einzelne Akte durch, um Grundstück für Grundstück und Villa für Villa wieder in das rechtmäßige Eigentum der Stadt zurückzubringen. Man werde nichts unversucht lassen und weder Kosten noch Mühen scheuen, um Temeswar das zurückzugeben, was der Stadt gehöre. Die Arbeit sei verdammt schwer, aber er schrecke vor nichts mehr zurück, sagte Fritz. Jene, die derzeit das Gebäude illegal besetzen, werde man rauswerfen und im Gebäude einen Kindergarten einrichten. Allein Mut und Bildung würden uns noch retten können, schloss Fritz.
Auf die etwas albern wirkende Prahlerei des Bürgermeisters reagierte Vizepräfekt Ovidiu Drăgănescu. Dieser fragte, wie man jenen nennen müsse, der sich mit etwas brüste, von dem er keine Ahnung habe. Fritz sei keineswegs der Erste, der den Kampf mit den „Loga-Clans“ aufgenommen habe. Drăgănescu wolle davon ausgehen, dass Fritz einfach die Wahrheit nicht kenne und nicht, dass er bewusst eine Unwahrheit verbreite. Die Klage gegen die jetzigen Besetzer der Villa habe der ehemalige Bürgermeister 2016 eingereicht und den Kampf vor den Gerichten hätten die Hausjuristen der Stadtverwaltung geführt, die heute genauso wie damals im Bürgermeisteramt beschäftigt seien. Das gesamte Lob gehöre denen und nicht dem jetzigen Bürgermeister, der in dieser Affäre überhaupt nichts zu melden habe. Er sehe sich gezwungen, Fritz auch darüber zu informieren, dass bereits vor einem Jahrzehnt westliche Polizeistellen (bundesdeutsche, Anm. d. Red) eine Aktion der rumänischen Behörden gegen die Roma-Clans forderten, die das Haus Nr. 52 auf dem Loga-Boulevard besetzt hatten. Damals begannen die Verfahren, die jetzt mit der Eintragung der Stadt als rechtmäßiger Eigentümer der Villa ins Grundbuch zu Ende gegangen sind, erklärte Vizepräfekt Drăgănescu.