Hermannstadt - Einen Besuch in Hermannstadt/Sibiu unternahm Ende vergangener Woche der Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Stanislaw Tillich, in Begleitung einer politischen sowie einer Wirtschaftsdelegation. Die Reihe der Begegnungen begann am Donnerstagnachmittag im Deutschen Konsulat in Hermannstadt, wo das traditionelle Sommerfest der deutschen Vertretung stattfand. Der Einladung folgten Mitglieder und Freunde der rumäniendeutschen Gemeinschaft in Hermannstadt, wie die Bürgermeisterin Astrid Fodor und der Vizebürgermeister Răzvan Pop, der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) Paul-Jürgen Porr, der Siebenbürgenforumsvorsitzende Martin Bottesch sowie zahlreiche Stadt- und Kreisräte des Forums, Dr. Ioan Bondrea, der Rektor der Lucian-Blaga-Universität, sowie zahlreiche weitere Gäste aus Politik, Bildung, Kultur und Kirche.
In ihrem Grußwort wies die Konsulin Judith Urban darauf hin, dass das diesjährige Sommerfest im Zeichen des 25-jährigen Deutsch-Rumänischen Freundschaftsvertrages stand, weswegen das Konsulat auch eine kleine Ausstellung zur damaligen Vertragsunterzeichnung vorbereitet hatte. „Wichtiger als der Text des Vertrages sind jedoch die Menschen, die ihn mit Leben erfüllen, denn nur durch das Zusammenwirken der Menschen ist es möglich, dass aus Vertragspartnern über die Jahre Partner und dann Freunde werden. Als Partner und Freunde haben unsere beiden Länder auch politisch Seite an Seite die wichtigsten Stationen des letzten Vierteljahrhunderts gemeinsam gemeistert, wie das visafreie Einreisen in die EU für die rumänischen Bürger ab 2002, der Beitritt zur NATO und der Beitritt zur EU 2007“, so die Konsulin Judith Urban.
Bei dieser Gelegenheit gab die Konsulin auch bekannt, dass im August ihre Amtszeit im Hermannstädter Konsulat nach knapp fünf Jahren zu Ende geht und sie sich neuen Aufgaben im Auswärtigen Amt in Berlin zuwenden wird.
Der Ministerpräsident Tillich erklärte, der Besuch der deutschen Delegation in Rumänien, der vergangenen Dienstag begonnen hatte und Treffen mit dem Staatspräsidenten Klaus Johannis sowie mit dem Premierminister umfasste, solle der Vertiefung der Beziehungen zwischen dem Freistaat Sachsen und Rumänien dienen. „Die Wirtschaftsdelegation, die mich begleitet, hat in den ersten Stunden bereits gute Gespräche gehabt und neue Wirtschaftsbeziehungen angebahnt“, so der Ministerpräsident, der auch seiner Freude Ausdruck verlieh, das 25. Jubiläum des Deutsch-Rumänischen Freundschaftsvertrages in Hermannstadt begehen zu können.
Der Besuch in Hermannstadt umfasste auch ein offizielles Gespräch im Hermannstädter Bürgermeisteramt, in dessen Anschluss die Bürgermeisterin Astrid Fodor und der Ministerpräsident eine gemeinsame Presseerklärung abgaben. Die Bürgermeisterin drückte ihre Freude über das Interesse der sächsischen Delegation aus, Hermannstadt zu besuchen. Sie sprach die Gemeinsamkeiten zwischen dem deutschen Bundesland und Rumänien und implizit Hermannstadt an, was das relativ zeitgleiche Ende des Kommunismus dort anbelangt, sodass die Herausforderungen der anschließenden Transition bekannt sind und die Bürger des Landes Sachsen und Rumäniens die Vorteile der Demokratie und des EU-Beitritts zu schätzen wissen.
„Angesichts dieses gemeinsamen Ausgangspunktes habe ich dem Ministerpräsidenten die Entwicklung Hermannstadts in den vergangenen 15 Jahren aus wirtschaftlichem, kulturellem und touristischem Gesichtspunkt vorgestellt. Ich habe mitgeteilt, dass Hermannstadt an weiteren neuen Wirtschaftsbeziehungen interessiert ist und die Öffnung und Transparenz der Lokalverwaltung diesbezüglich betont. Gleichzeitig bin ich auf die Bemühungen des Bürgermeisteramtes und der lokalen Wirtschaft eingegangen, was den dualen Unterricht anbelangt. Ich hoffe, das Interesse der Delegation geweckt zu haben, unsere Stadt braucht weiterhin Verbindungen zu Städten in Europa und wir hoffen, dass der Ministerpräsident in diesem Sinne unser Botschafter sein wird“, so die Bürgermeisterin Fodor.
Der Ministerpräsident erklärte, die niedrige Arbeitslosenrate, aber auch die lebendige Hochschullandschaft und das rege kulturelle Leben seien Zeugen dafür, dass man vor allem auch in Hermannstadt weiß, was Investoren und Unternehmen lieben, nämlich ein attraktives Umfeld, welches das Leben lebenswert macht. Zum Moment des Besuches erklärte der Ministerpräsident, dass die an einer Osterweiterung interessierten Unternehmen die wirtschaftliche Stärke haben entwickeln müssen, um sich im internen und externen Wettbewerb behaupten zu können. Desgleichen war das Hauptaugenmerk der Sächsischen Verwaltung auf die enge Nachbarschaft mit Polen und Tschechien und den fast 800 Kilometern gemeinsame Grenzen gerichtet. „Wir werden jetzt Rumänien sehr schnell und sehr intensiv für uns entdecken, weil es uns aufgefallen ist, dass die Gespräche mit den rumänischen Unternehmern sehr konkret und verbindlich sind und man hat auf rumänischer Seite sehr qualifizierte Arbeitskräfte.
Wir wollen hier weder Arbeitskräfte abwerben, noch vordergründig neue Unternehmen gründen, sondern mit den bestehenden Unternehmen kooperieren“, so Stanislaw Tillich. Ein weiteres Gespräch führte die deutsche Delegation auch mit den Vertretern des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien im Spiegelsaal des Forumshauses, wo sie Dr. Paul-Jürgen Porr, Vorsitzender, Martin Bottesch, Vorsitzender des Regionalforums Siebenbürgen, Monika Hay, Direktorin des Samuel-von-Brukenthal-Gymnasiums und Benjamin Józsa, Geschäftsführer des DFDR empfingen. Im Anschluss folgte der Besuch der Evangelischen Kirche in Heltau/Cisnădie, wo Pfr. Zoran Kezdi sowie zahlreiche Gemeindemitglieder die Delegation empfingen und sie durch die Kirchenanlage begleiteten.