Temeswar - Mit recht zwiespältigen Gefühlen bis zu offener Ablehnung reagierten viele Temeswarer diese Tage beim Beginn der Sanierungsarbeiten an der orthodoxen Kathedrale am Temeswarer Opernplatz: Auf Geheiß der Banater orthodoxen Metropolie sollen die Treppen dieses größten und repräsentativsten Banater Gotteshauses ersetzt werden. Die Betontreppen, durch die blutigen Ereignisse vom 17. Dezember 1989 für viele Temeswarer zu einem Symbol des Opfer- und des Märtyrertums geworden, sollen in zwölf Monaten abgetragen und durch Granitplatten ersetzt werden. Das kostspielige Projekt des Architektenduos Andreescu-Gaivoronski soll sage und schreibe fast 500.000 Lei verschlingen. 200.000 Lei steuert der Temeswarer Stadtrat bei, den Rest bringt die Metropolie auf. Es ist dies die erste gründliche Sanierung der Kathedrale seit 1946.
Im kollektiven Gedächtnis der Temeswarer Bevölkerung blieben die Treppen der Kathedrale bis heute als schmerzliche Erinnerung und ein unantastbares städtisches Mahnmal: Der 17. Dezember 1989, auch noch der blutige Sonntag der Temeswarer Revolution genannt, war der erste Tag der Volkserhebung, da die kommunistischen Repressionskräfte unter der direkten Leitung von Ioan Coman, des damaligen Sekretärs des ZK der RKP, in der Begastadt auf die Demonstranten scharf geschossen haben und zahlreiche Opfer verzeichnet wurden. An diesem Tag mussten 63 Temeswarer ihr Leben lassen. Darunter auch eine Gruppe friedlich demonstrierender Jugendlicher auf den Treppen der Kathedrale, die zur Abschreckung der Bevölkerung auf mörderische Weise durch einen Kugelhagel aus einem Panzerwagen niedergemäht wurden. Bekanntlich wurden diese Leichen gemeinsam mit anderen aus anderen heißen Stadtzonen (Marienplatz, Opernplatz, Freiheitsplatz, Decebal-Brücke, Studentenkomplex oder Präfektur) ins Kreiskrankenhaus geschafft.
Darauf wurden 43 Leichen auf direkten Befehl von Elena Ceauşescu im Rahmen der geheimen und makabren Operation „Die Rose“ mittels eines Kühlwagens des ehemaligen Schweinemastkomplexes „Comtim“ in die Hauptstadt transportiert und, um jegliche Spuren des Massakers zu verwischen, im Krematorium „Cenuşa“ in aller Eile eingeäschert.
Zum Gedenken an diese unschuldigen Opfer wurden bisher jährlich, zum 17. Dezember, auf diesen Treppen Kerzen angezündet und Kränze niedergelegt. Auch bei den traditionellen Wallfahrten der Temeswarer Revolutionäre und hinterbliebenen Angehörigen der Opfer, in der Woche vom 15. bis zum 20. Dezember, wurden die Treppen der Kathedrale stets als wichtiger Punkt miteinbezogen und gebührend geehrt.