Sathmar – Mit den Abenteuern von Franz Fratz in Darbietung des Tick-Tack-Puppentheaters begannen für die Kinder vergangenen Donnerstag die Sathmarer Deutschen Kulturtage, die unter dem Motto „Die Wurzeln nicht vergessen“ vom Demokratischen Forum der Deutschen in Sathmar/Satu Mare veranstaltet wurden. Die Kindergarten- und Grundschulkinder der deutschen Abteilung aus Großkarol/Carei amüsierten sich prächtig über die lustigen Piratengeschichten im Jugendzentrum des DFD Großkarol. Die Grundschulkinder des Johann-Ettinger-Lyzeums in Sathmar besuchten die Puppentheatervorstellung von Robert Strausz über Franz Fratz im Wendelin-Fuhrmann-Saal des Kulturtreffpunkts in Sathmar. Für die Erwachsenen wurden die Sathmarer Deutschen Kulturtage heuer im Erdeeder Kulturhaus mit dem Theaterstück „Menschen zu verkaufen“ des Temeswarer Deutschen Staatstheaters eröffnet. Am Samstagvormittag erwartete das von der Jugendorganisation Gemeinsam veranstaltete Kinderfest die Kindergarten- und Grundschulkinder im Kulturtreffpunkt. Die Jugendlichen boten den Kindern Workshops wie Malen, Keramik, Clownerie und Tanzen an und es gab Gesichtsmalerei sowie einen Spielwettbewerb mit verschiedenen Geschicklichkeitsspielen.
Am Samstagnachmittag erhielt Johann Forstenheizler, Ehrenvorsitzender des Regionalforums Nordsiebenbürgen im Rahmen des Festprogramms in der Dinu-Lipatti-Philharmonie die Ehrennadel in Gold des DFD Nordsiebenbürgen. Die Laudatio hielt DFDR-Parlamentarier Ovidiu Victor Ganț. „Nach der Wende engagierte sich Johann Forstenheizler jahrzehntelang bis heute im Demokratischen Forum der Deutschen in der Region. Im März 1990 übernahm er den stellvertretenden Vorsitz des Demokratischen Forums der Deutschen in der Gemeinde Stanislau. Von 1994 bis 2014 war er Kreisvorsitzender und wurde schließlich zum Vorsitzenden des Regionalforums Nordsiebenbürgen gewählt – ein Amt, welches er bis Ende Oktober 2016 innehatte.In all diesen unterschiedlichen Funktionen hat er sich unermüdlich und rastlos mit Herz und Seele für die Belange der deutschen Minderheit eingesetzt – im politischen, wirtschaftlichen, sozialen, aber vor allem im schulischen und geistig-kulturellen Bereich. Ein wichtiges Anliegen während seiner Tätigkeit war es stets, die Geschichte und Identität der Sathmarer Schwaben seinen Landsleuten vorrangig in Nordsiebenbürgen näherzubringen. Mit diesem Bestreben veröffentlichte er zahlreiche Bücher, Artikel und Übersetzungen zu diesem Thema. Besondere Herzenssache war ihm natürlich auch die Förderung der deutschen Sprache und in diesem Zusammenhang die Gründung des Deutschen Theoretischen Lyzeums „Johann Ettinger“ in Sathmar. Für die 1997 ins Leben gerufene Schuleinrichtung war ihm kein Weg zu weit, keine Stunde zu viel und kein Gespräch zu lang. Auch für dieses Projekt kämpfte er unermüdlich bis zur Umsetzung. Von 1998 bis 1999 fungierte er zudem als Schulleiter dieses Lyzeums, das sich in den letzten fast drei Jahrzehnten etabliert hat und heute zu den anerkannten Bildungseinrichtungen im Kreis gehört“, zählte Parlamentarier Gan] einige von den wichtigsten Verdiensten des Ehrenvorsitzenden Johann Forstenheizler in der Laudatio auf. Die höchste Auszeichnung des Regionalforums Nordsiebenbürgen überreichte Josef Hölzli, Vorsitzender des DFD Nordsiebenbürgen dem Ausgezeichneten. Ihm gratulierten auf der Bühne auch Johann Leitner, Vorsitzender des Kreisforums Sathmar und Maria Reiz, Direktorin des Johann-Ettinger-Lyzeums.
Das Festprogramm der Kulturtage wurde vom Air-Chor des Kreisforums Sathmar unter der Leitung der Dirigentin Maria Schmidt mit vokalsymphonischen Werken eröffnet. Musikalisch wurde der Chor von jungen Talenten des Kunstlyzeums in Sathmar begleitet. Klavierspiel und Gesang konnte man in Darbietung der Schülerinnen und Schüler des Ettinger-Lyzeums hören, die auch Gemeinschaftstänze aufführten. Sie zeigten ihre Stücke, mit denen sie in ihren Kategorien am Freitagvormittag in der im Hof des Ettinger-Lyzeums veranstalteten Talentshow gewannen. Die Hampelmann-Gruppe des Hám-János-Kindergartens erntete viel Erfolg mit ihrem Lied „Meine Lieder, meine Träume“.Volkslieder trug der Schwäbische Männerchor Großkarol-Petrifeld-Sathmar unter der Leitung von Karl Heinz Rindfleisch vor und die Kinder und Jugendvolkstanzgruppe Gemeinsam sowie die Gute-Laune-Seniorentanzgruppe zeigten Volkstänze aus ihrem Repertoire. Ein Höhepunkt des Festprogramms war die Präsentation der Ergebnisse des Audio-Anthologie-Projektes von Christel Ungar, Dichterin und Chefredakteurin der Deutschen Sendung Akzente des TVR 1 mit zehn Schülerinnen und Schülern des Johann-Ettinger-Lyzeums. Im Rahmen von zwei Workshops brachte Christel Ungar den Jugendlichen Gedichte aus dem Schulstoff der Klassen 5-12 näher. Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit der Jugendorganisation Gemeinsam, dem Kulturverband Sathmarense und dem Johann-Ettinger-Lyzeum und wurde aus Mitteln des BMI unterstützt. Das aufgenommene Material, das auch vier Gedichte der Dichterin Ungar enthält, wird Schulen in Rumänien zur Verfügung gestellt. Der diesjährige Festgottesdienst wurde im Rahmen der Kulturtage am Sonntagvormittag von den drei Priestern Géza Pakot, Pfarrer der deutschen Gemeinde der Kalvarienkirche, Domherr Tiberius Schupler und Caritasdirektor Ioan Roman, ehemalige Pfarrer der Kalvarienkirche zelebriert. Beim Sonntagskaffee eröffnete der Schwäbische Männerchor Großkarol-Petrifeld-Sathmar das Programm mit dem Heimatlied der Sathmarer Schwaben.
Vokalsymphonische Werke von Mozart und Schubert sang der Air-Chor des DFD Sathmar und die Gemeinsam-Tanzgruppe zeigte den Tanz Schwabenball. Schülerinnen und Schüler des Kölcsey-Ferenc-Nationalkollegs präsentierten ein kurzes Programm aus Gedichten und Liedern. Im Rahmen der Veranstaltung verlieh das Regionalforum Nordsiebenbürgen Axel Gummert, ehemaliger Bürgermeister und Manfred Ammon, ehemaliger stellvertretender Bürgermeister der Stadt Wolfenbüttel, der Partnerstadt Sathmar für die kontinuierlichen Unterstützung der deutschen Minderheit in Sathmar die Ehrennadel in Silber des Regionalforums. Die Laudatio hielt Kindergärtnerin Maria Pech, Kulturreferentin des DFD Bildegg. „Axel Gummert ist ein leuchtendes Beispiel für gelebte internationale Freundschaft und Zusammenarbeit. Seine erste Reise nach Sathmar war vor 50 Jahren. Im Juli 1974 ist er als Leiter einer Gruppe der Gewerkschaftsjugend nach Sathmar gereist, um Grabstätten deutscher Gefallener zu pflegen. Im gleichen Jahr wurden die Beziehungen zwischen Wolfenbüttel und Sathmar als Städtepartnerschaft institutionalisiert. Die Unterstützung von Schulen, Kindergärten und Altersheimen in Sathmar und Bildegg, die Organisation von Sommercamps sowie die Förderung des kulturellen Austauschs sind nur einige Beispiele seiner vielfältigen Tätigkeit. Des Weiteren organisierte er im Rahmen des Freundeskreises Satu Mare-Wolfenbüttel zahlreiche Spendenaktionen für Krankenhäuser, Vereine der Blinden, der Taubstummen, Menschen mit Behinderung und bedürftigen Familien“, zählte Maria Pech einige der zahlreichen Verdienste des Ausgezeichneten auf. Die zweite Laudatio hielt Maria Pech für Manfred Ammon. „Im Jahr 1994 organisierte er im Rahmen eines Schulfestes eine Spendenaktion. Von dem Erlös wurden Bücher für die Schulbibliothek des deutschen Lyzeums Johann Ettinger gekauft. Im Rahmen des Freundschaftskreises organisierte er gemeinsam mit seiner Stadtratskollegin Frau Hroswitha von Alten-Weddelmann Spendenaktionen. Manfred Ammon initiierte Lehrerfortbildungen, Schüleraustausche und Sportveranstaltungen zwischen den Partnerstädten Wolfenbüttel und Sathmar. Aufgrund der Hilfslieferungen von Familie zu Familie wurden Kontakte geknüpft. Es fanden gegenseitige Besuche statt und es kam zu Brieffreundschaften. Die Unterstützung der sozial benachteiligten Menschen in der Stadt Sathmar und in der Gemeinde Bildegg ist ein weiteres Beispiel für seinen außerordentlichen Einsatz“, schilderte Maria Pech die selbstlose Tätigkeit von Manfred Ammon für die Unterstützung der Stadt Sathmar und der Gemeinde Bildegg. Die Silber-nadel überreichten für die beiden Ausgezeichneten Josef Hölzli, Vorsitzender des Regionalforums Nordsiebenbürgen und Johann Leitner, Vorsitzender des Kreisforums Sathmar. Im zweiten Teil des Programms stellte Edmund Berner den vor Kurzem erschienenen Gedichtband seines Vaters, Helmut Berner, Historiker, Schriftsteller, Sprachwissenschaftler und ehemaliger Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben und der Oberwischauer Zipser vor. „Die lyrischen Werke von Helmut Berner nehmen uns auf eine Reise durch seine tiefgründigen und komplexen dichterischen Gedanken- und Empfindungswelten“, schreibt Johann Forstenheizler im Vorwort des Herausgebers. „In Gedenken an seine ehemalige Heimat wurden von ihm zahlreiche Gedichte in der dort heimischen Mundart verfasst – auf Schwäbisch. Seine schwäbischen Gedichte zeugen von einer inneren Schönheit, die den Lesenden in ihren Bann zieht“, formuliert Anja Brey in ihrem Vorwort. Das Gedicht „Kumm hevele“ von Helmut Berner rezitierte anschließend Evelyn Biro, Schülerin des Johann-Ettinger-Lyzeums in sathmarschwäbischer Mundart. Die Sathmarer Deutschen Kulturtage klangen mit Volksliedern in Darbietung des Schwäbischen Männerchors aus.