Schäßburg - Das Mittelalterfest sollte heuer, da die 20-jähige Jubiläumsausgabe, zwischen dem 20. und 29. Juli stattfinden. Geendet hat es, nach vom Präfekten angeordneter Kürzung wegen Referendum, am Sonntagabend. In seinem Rahmen war die Verleihung des vom Europarat vergebenen Europapreises an Schäßburg/Sighişoara von Anbeginn geplant, da diese – so die Vorschrift – in einer öffentlichen Veranstaltung stattfinden soll, zu der die gesamte Bevölkerung der Preisträgerstadt eingeladen ist.
Kurzerhand dazugekommen ist aus finanziellen Überlegungen das ansonsten im August ausgetragene ProEtnica-Festival der ethnischen Minderheiten in Rumänien. Das Zusammenlegen von Mittelalter- und ProEtnica machte sich nicht schlecht. In beiden Fällen handelt es sich im Verständnis der Protagonisten um authentische Darstellung der historischen Überlieferungen, die ihren Ursprung im Mittelalter haben sollen.
Das Mittelalter beginnt mittags und endet nach Mitternacht. So das Verständnis der Organisatoren. Samstagvormittag konnte man noch unbehelligt über und durch die mit Verkaufsständen aller Art vollgestopften Plätze und Gassen schlendern, am Nachmittag hatte man Mühe zwischen Rittern, Knappen, Burgfräulein, Draculas, Händlern, Festival-Freaks, Touristen, Neugierigen usw. durchzukommen. Es schien, als wollte niemand die verbliebenen drei Festivaltage verpassen.
Auf der Grasfläche zwischen Klosterkirche und Museumsplatz hatten die Ritterorden ihre Lager aufgeschlagen. Die in ihre Rolle geschlüpften jungen Männer übernachteten zum Teil auch da. Teilgenommen haben an der diesjährigen Ausgabe „nur“ vier einheimische Orden – ArtGotica Hermannstadt/Sibiu, der Ritterorden von Mediasch, der Ritterorden der Wölfte aus Neumarkt/Tg. Mureş und der Ritterorden der Hirsche aus Schäßburg – sowie zwei ausländische Orden: Chigot aus Bulgarien und Clux Alba aus Ungarn. Letztere hatten ein dem Mittelalter sehr nahekommendes Lager eingerichtet und waren auch am authentischsten gekleidet.
Großer Beliebtheit bei den Kindern erfreute sich der Degenfecht-Unterricht, den die Ritter erteilten. Ausgetragen wurden Turnierkämpfe, die an jene des Festivals vor zwei Wochen in Mediasch anknüpften. Wegen der verkürzten Festivaltage wurden heuer keine Bühnen mehr auf sonstigen Plätzchen aufgebaut, eine kleine gab es aber zwischen den Ritterlagern und da traten einige der Musiker- und Theatergruppen aus allen Landesteilen mit zum Teil qualitativ sehr guten Vorstellungen auf.
Einige der Gaukler und Trubadoure zeigten ihr Können auch auf der großen Bühne am Burgplatz. Die war an den Nachmittagen den Ensembles vorbehalten, die ethnische Kulturgemeinschaften repräsentieren. Präsent waren bei Mini-ProEtnica neun Folklore-Ensembles: „Kikerikcs“ der Ungarn und die sächsische Volkstanzgruppe des Deutschen Forums aus Schäßburg, „Bălgărce“ der Bulgaren aus dem Banat, „Zorea“ des Verbands der Ukrainer, „Dionysos“ der Griechen (in Kronstadt), das Ensemble „Zora“ der Kraschowäner (im Banat), „Cervonia Ruja“ der Rutener aus der Maramuresch, „Kruna“ des Verbands der Serben und „Madaras Gabor“ der Ungarn/Szekler.
Weit mehr Publikum als bislang wohnte den im Rahmen von ProEtnica gebotenen Vorträgen anerkannter Fachleute bei. Referiert haben heuer die beiden Klausenburger Historiker Dr. Ovidiu Pecican und Dr. Lucian Nastasă zu Themen der Interethnik mit Bezugnahme auf das Mittelalter.
Das Mittelalter-Fest ging, da stark gekürzt, heuer ohne Großdarbietung zur Festival-Thematik über die Bühne. Nicht verzichtet wurde allabendlich auf Fackelzug und Feuerwerk.