Schauspieler, Volontäre und Gastgeber in Bereitschaftshaltung

Intendant des Internationalen Theaterfestivals Hermannstadt streitet für Klischeeverzicht und Qualitätsstolz

Zwei Persönlichkeiten der Hermannstädter Öffentlichkeit, denen trotz gegenseitiger Freundschaft wenig Zeit für gemeinsames Lachen bleibt: Constantin Chiriac (links), Theaterintendant, und Ioan Bondrea (rechts), Universitätsrektor
Foto: Klaus Philippi

Hermannstadt – Mitten durch das Nachrichtengewühl einer kapriziösen Gegenwart Europas und der Welt tönt die Vorankündigung der 26. Auflage des Internationalen Theaterfestivals Hermannstadt/Sibiu (FITS), dessen zehntägiger Veranstaltungsreigen kommenden Freitag, am 14. Juni, eröffnet wird. Rumäniens innen- und außenpolitischer Schlagseite sowie einer augenblicklichen Unberechenbarkeit globaler Klimastreitfragen zum Trotz will Constantin Chiriac nichts von kulturpolitischer oder wetterbedingter Selbstbemitleidung gehört haben. Unerwartet plötzlicher Starkregen trommelte zeitweise auf das Deckendach eines Tagungsraumes im Hermannstädter Hotel der Ibis-Kette, doch ließ sich der zielstrebige Generalintendant des FITS und des lokalen Radu-Stanca-Theaters (TNRS) Donnerstag, am 6. Juni, ungeachtet kritischer Zukunftsperspektiven nicht aus der  Ruhe bringen. Theaterangestellte der Verwaltungsabteilung und Vertreter von Presse und Medien wurden vom gewohnt selbstsicher auftretenden Schauspieler zur Teilnahme an der üblichen Präsentationsveranstaltung in der Vorwoche der FITS-Auflage begrüßt und folglich gebeten, zusätzliche Flammen an sämtlichen Publikumsherdstellen zu entfachen und über Festivaldauer hinaus am Leben zu erhalten.

Major Lucian Trefaş, stellvertretender Chefinspektor der kreisweiten Notfallbehörde (ISU) „Căpitan Dumitru Croitoru“, General Ghiţă Bârsan, Oberbefehlshaber und Rektor der Militärischen Akademie für Landstreitkräfte „Nicolae Bălcescu“ Hermannstadt, und Ingenieur Ioan Bondrea, Rektor der Lucian-Blaga-Universität Hermannstadt (ULBS), gaben sich unter Wortführung Constantin Chiriacs ein Stelldichein am Vorstellungstisch der Pressekonferenz. Rektor Bondrea selbst stand unter Termindruck und bestritt somit den Auftakt der Reihe der Ansprachen. Nicht ohne Stolz führte er an, dass die ULBS ein Zehntel der Stadtbevölkerung auf ihren Namenslisten vereine. Nachdem der gutmütige Universitätsprofessor auf schnellstem Wege in Richtung weiterer Aufgaben aufgebrochen war, sicherte Lucian Trefaş dem FITS 2019 volle Einsatzbereitschaft und Unterstützung im Bedarfsfall zu. „Wir werden auch überall dort parat sein, wo man uns nicht vordergründig erkennt“, so der Delegierte der ISU Hermannstadt, die mitunter in der amtlichen Beurteilung 75 einzelner Sicherheitsdokumentationen ebenso vieler Spielstätten in- und außerhalb Hermannstadts ein Auge zudrückt und künstlerische Gnade vor übertrieben sperrigem Ordnungsrecht ergehen lässt. Veranstalter und Zuschauer des FITS sind dafür bekannt, ausverkaufte Vorstellungen nicht mit Stehplätzen aufstocken zu wollen. Eine selbstauferlegte Bedingung, die dem Großereignis Vertrauen seitens der Dienststellen öffentlicher Ordnung und Sicherheit einbringt.

General Ghiţă Bârsan schien bemüht, seine Wortwahl dem Motto „Arta de a dărui“ des FITS 2019 anzupassen: „Auch wir Soldaten und Armeebeauftragte sind in der Lage, etwas zu schenken. Nicht nur Frieden, sondern auch Liebe“, so der Verteidigungsbeauftragte, in dessen Auffassung die ULBS und die Militärische Akademie für Landstreitkräfte „Nicolae Bălcescu“ Hermannstadt als Festivalpartner sich der Pflicht zu stellen hätten, zur Stärkung des Zivilbewusstseins heranwachsender Bürgergenerationen beizutragen.

Sechs hochqualitativ besetzte Theateraufführungen werden eigens vor Publikumsreihen des Nationalen Ministeriums für Verteidigung und des NATO-Stützpunktes Großschenk/Cincu abgehalten. Für Intendant Constantin Chiriac zählt das Bedürfnis von Kadetten, Soldaten, Offizieren und Generälen nach kultureller Zerstreuung nicht weniger als die Begeisterung fachkundiger Zuschauer von nah und fern, um die es heuer erneut mit feinen Mitteln zu kämpfen gilt. Richtungsweisend die Wahl des Lyrik-Kenners Chiriac, zu Beginn der Pressekonferenz das Gedicht „Rondelul meu“ von Alexandru Macedonski zu rezitieren, das Untermauerung statt Abbau der Nuancen Vergessen und Verzeihen andeutet.