„Schluss mit der Bigăr-Hysterie!“

Viele wichtige Rekonstruktionsvorhaben im Banater Bergland

Herkulesbad – Der Einsturz des Travertin-Buckels, über welchen sich der Bigăr-Bach zu Tal goss und angeblich einen der schönsten Wasserfälle der Welt schuf (schrieb zuerst eine amerikanische Tourismuszeitschrift, und das nach Touristengeld lechzende Rumänien nahm die Behauptung flugs auf, worauf aus allen Richtungen ein Rennen auf den Wasserfall zwischen Anina-Steierdorf und Bozovici einsetzte, das bald sowohl wirtschaftlich ausgebeutet wurde, aber auch die schmale, großteils in den Kalkstein der Berge geschnittene Nationalstraße verkehrsmäßig zur Stop-and-Go-Straße machte), schlägt weiterhin Wellen, auf denen auch die Politiker mehr oder weniger geschickt zu reiten versuchen.

Senator Ion Marcel Vela wandte sich öffentlich mit dem Vorschlag und Aufruf an die Fachleute, den riesigen Travertinbrocken, der sich vom kalkigen Muttergestein losgelöst hat – worauf der Bigăr-Wasserfall Geschichte wurde – wieder an die Abbruchstelle zu montieren und damit „den Wasserfall wiederherzustellen“. Das war zwar ausdrücklich populistisch – wie man es bei Vela oft bemerken kann – gilt aber unter Fachleuten als glatter Unsinn. Nichtdestotrotz wird Velas Vorschlag in den sozialen Medien eifrig hin- und hergedreht und mit viel mehr Begeisterung als Fach- und Sachkenntnis diskutiert. Dieser Tage mischte sich aber auch eine sachliche Stimme ein: die junge Architektin und Leiterin der Architektenvereinigung Herculane Project, die sich zum Ziel gesetzt hat, das Neptun-(Kaiser-)-Bad, ein Herzstück des ältesten Badekurorts Rumäniens, Herkulesbad, und genau gegenüber von dessen Kurpark gelegen, zu renovieren (oder wenigstens dessen Verfall zu stoppen).

„Unserer Meinung nach verfügt das Banater Bergland über eine komplette Palette natürlicher, kultureller und historischer Ressourcen. Deshalb sind wir der Meinung, dass es ein Unsinn ist, ein Projekt zur Restaurierung und zur Rekonstruktion des Bigăr-Wasserfalls auszuarbeiten und zu finanzieren – und das behaupten wir bei allem Respekt vor Senator Vela. Der Bigăr-Wasserfall hat sich transformiert, ist damit einem Naturgesetz gefolgt – so geht es eben zu in der Natur. Keine Frage, Herrn Vela muss man die gute Absicht bescheinigen. Aber es gibt im Kreis, der ihn ins Parlament geschickt hat, so viele andere Objekte, die dringendst eine Rekonstruktion benötigen, oder auch Investitionen in die touristische Infrastruktur. 67 Kilometer vom Bigăr-Wasserfall entfernt liegt jener Ort, aus dem wir wieder die „Perle Europas“ machen möchten. Wir sprechen von Herkulesbad. Dort ist wirklich und dringend ein nationales Restaurierungsprojekt nötig! Dutzende Denkmäler warten darauf, die Thermalquellen warten darauf, die Gemeinschaft erwartet das – und wir sprechen von einem enormen Potenzial, das dort erweckt werden kann. Das historische Zentrum kann sowohl Badetourismus anbieten und jede Menge Spa, aber auch Kulturelles, viel für die Forschung und sogar für den Sport. Wir haben für ein einziges Gebäude eine Berechnung angestellt – unsere Schlussfolgerung: eine verhältnismäßig geringe Investition dort würde nicht nur dem Tourismus des Umfelds einen Schub verleihen, sondern der ganzen Region. Nötig ist erst einmal eine nationale Strategie, keineswegs vorschnelle Eingriffe, bezüglich der natürlichen und kulturellen Ressourcen des Landeskreises Karasch-Severin.“