Reschitza – Im größten nachgewiesenen Schmiergeldnahmeprozess (rund 361 dokumentierte Fälle allein in der von DNA und SRI strikt monitorisierten Zeitspanne 03.02.2014-13.03.2014), den das Banater Bergland bisher erlebte, ist der ehemalige Chefarzt der Rentenkasse Karasch-Severin, Sebastian Telbis, zu etwas mehr als drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Nun wird er von der Antikorruptionsstaatsanwaltschaft wegen Geldwäsche in sechs Fällen in die Mangel genommen. Denn die DNA meint, dass Telbis, um die großen Geldsummen zu verbergen, die er sich als Schmiergeld angeeignet hat, sich diverser Tricks bediente, etwa, indem er Immobilien und Wertgegenstände auf den Namen seiner Tochter kaufte, als diese in Temeswar Studentin war. „Wir sind der Meinung“, schreibt die Staatsanwaltschaft in ihrer vor dem Kreisgericht Arad eingereichten Gerichtsklage, „dass der Beschuldigte, um die illegale Herkunft des Geldes zu verbergen, auf den Namen seiner Tochter mobile und immobile Güter kaufte.“ Auch eine komplett eingerichtete zahnärztliche Ordination für die angehende Dentistin.
Telbis hat in dem einzigen Monat, der seiner Verhaftung voranging, in 291 Fällen sich Schmiergeld geben lassen: 31.890 Lei, 3.950 Euro, 100 Dollar, aber auch 8 Kaffeepäckchen, einen Liter Zuika, vier Weinflaschen, eine Whiskyflasche, Schokolade, zwei Liter Doppeltgebrannten. Zusätzlich hat die Polizei und die Staatsanwaltschaft bei Hausdurchsuchungen und bei Durchsuchungen seiner Praxis 107.915 Euro, 480 britische Pfund, 4120 Dollar und 52.644 Lei konfisziert. Identifiziert wurden auch zwei Sparbücher für Auslandskonten in österreichischen Banken, eines vom Oktober 2011 über 137.178 Euro, eines vom November 2013 mit 41.041 Euro. Eine Vermögensüberprüfung des Ehepaars Telbis (seine Frau war Richterin am Kreisgericht in Reschitza und ist, als der Schmiergelddoktor verhaftet wurde, auf eigenen Wunsch vorzeitig in Rente gegangen) ergab, dass sie in Temeswar/Timişoara ein halbes Appartement gekauft haben, für 30.000 Euro, ein eigenes Appartement (43.000 Euro) besitzen, ein weiteres Appartement (30.000 Lei) haben, fünf Baugrundstücke im nördlich von Temeswar gelegenen Dumbrăviţa (45.700 Lei), ein 1500-qm-Baugrundstück in Temeswar (50.000 Lei), eine Garage in Temeswar (30.000 Lei), eine weitere zahnärztliche Ordination in Temeswar (50.000 Euro), ein Baugrundstück mit Garage darauf in Temeswar (29.500 Lei) und zwei Häuser mit je einem 650-qm-Grundstück zu 21.175 Euro – alles in Temeswar. Zusammen mit seiner Frau Luminiţa kaufte er auch eine Wohnung in Reschitza, um 150.000 Lei, sowie zwei Fahrzeuge und eine weitere Garage in Temeswar, zu 3.500 Euro.
Angesichts der nachweisbaren legalen Einkommen der Familie Telbis, so die Staatsanwaltschaft, auch nach Überprüfung der jährlichen Vermögenserklärungen der beiden Eheleute in den vergangenen fünf Jahren, könne ein Wert von mindestens 300.000 Euro nicht gerechtfertigt werden. Deshalb forderte die DNA vom Gericht die Konfiszierung von Vermögenswerten in dieser Höhe von der Familie Telbis. Vom Start an beschlagnahmt wurden die Summen in Landeswährung, Euro und Dollar, die Telbis in der Zeitspanne, als er strikt überwacht wurde, „einnahm“, also in dem obenerwähnten Monat Anfang 2014, sowie alles, was er kurz danach auf den Namen seiner Tochter kaufte. Und die Summen, die auf Auslandskonten ausgelagert waren. Die Staatsanwaltschaft ließ alle identifizierten Vermögenswerte der Familie nach ihrem Marktwert schätzen (sie kam auf 685.000 Euro), überprüfte das Jahreseinkommen der beiden Eheleute (zusammen 35.000 Euro/Jahr), multiplizierte alles mit den vergangenen fünf Jahren, mit Zinsen, und forderte die Beschlagnahmung der Differenz, die ab dem 19. April 2012 gehortet wurde. Die Version von Telbis, dass ein Teil des Geldes von früheren Verkäufen stamme, die er getätigt hat (111.600 Euro), akzeptierte das Kreisgericht in Arad, wo der Prozess stattfindet, nicht. Ein Urteil in diesem Geldwäscheprozess steht noch aus.