Arad - Wie man sich sich selbst Schaden zufügt, erfährt man direkter über die so plastische rumänische Redewendung „a-ţi fura singur căciula“ (dt. seinen eigenen Hut stehlen). In Nadlak, Kreis Arad, dem nördlich der Marosch liegenden Grenzstädtchen mit etwas über 8000 Einwohnern, wichtigster Grenzübergang zwischen Rumänien und Ungarn, wurde 2006 mit Pomp und Festlichkeiten der Start eines Großprojekts im Wert von vier Millionen Euro gefeiert. 2008 wurde im Beisein von Vertreter der Regierung, der Arader Kreisbehörden der Grundstein für den künftigen modernen Schulcampus des Städtchens gelegt.
Es war nicht nur eine Dringlichkeitssache – neun der elf Schulen waren an ihre ehemaligen Eigentümer rückerstattet worden –, sondern auch eine Angelegenheit von höchster Bedeutung für die Stadt, weil die hohen Mietenzahlungen ein arges Loch im Haushaltssäckel verursacht hatten. Die damalige rumänische Regierung hatte für den Baubeginn 2,5 Millionen Lei bereitgestellt. Mit den Bauarbeiten wurde eine ungarische Baufirma betraut, die es auch schaffte, 30 Prozent der Arbeiten fertigzustellen. Nachdem die neue PDL-Regierung die Finanzierung für dieses Projekt stoppte, wurden die Arbeiten eingestellt. Der Bauausführer aus dem Nachbarland, der übrigens laut Vertreter der Kommunalverwaltung Nadlak längst Pleite gegangen ist, hat heute noch 2,4 Millionen Lei für die ausgeführten Arbeiten zu erhalten.
Unterdessen hat sich die Situation der Nadlaker Schulen, die von 1200 Schülern besucht werden, weiter verschlechtert: Es können nur kleinere Reparaturarbeiten aber keine Modernisierungsarbeiten gemacht werden. Wie vor fünf Jahren hat die Stadt für neun Schulen jährlich Mieten im Wert von 120.000 Euro zu bezahlen. Der Nadlaker Schulcampus, im Projekt als modernste und schönste derartige Einrichtung des Landeskreises Arad gepriesen, bleibt weiterhin nur ein schöner Traum. Der Schulcampus sollte auf einer Gesamtfläche von zwei Hektar errichtet werden und u. a. 24 Klassenzimmer, eine Schulkantine, ein Internat, Werkstätten, einen Sportsaal und Sportplatz und sogar mehrere Einzimmerwohnungen für die Lehrer haben.