Hermannstadt - „Narcis“, einer der über Satellit beobachteten kleinen Schreiadler, ist heuer einen Tag später als im vorigen Jahr in Siebenbürgen eingetroffen. Am 3. April 2012 war er bereits am Fuß der Fogarascher Berge, heuer befand er sich an diesem Tag erst im Kreis Dâmboviţa, teilt die Agentur für Umweltschutz Hermannstadt/Sibiu mit.
In Partnerschaft mit der Gesellschaft der Ornithologen in Rumänien und dem Verein „Gruppe Milvus“ führt sie das Projekt „Life“ durch, in dessen Rahmen seit zwei Jahren das Monitoring des kleinen Schreiadlers erfolgt. Den Bemühungen der Fachleute liegt die Tatsache zu Grunde, dass es weltweit nur mehr rund 20.000 Brutvögelpaare dieser Vogelart gibt. Die Population in Rumänien wird auf 2.000 bis 2.300 Paare geschätzt und das sind etwa 22 Prozent der Schreiadlerpaare in der Europäischen Union und zehn Prozent weltweit.
Der kleine Schreiadler nistet in Wäldern in Tälern und Bergen oder entlang von Auen, die dichteste Population Rumäniens ist in Siebenbürgen anzutreffen. Narcis ist ein erwachsenes Männchen, das im Osten des von Natura 2000 ausgewiesenen Vogelschutzgebietes im Fogarascher Piemont beheimatet ist. Der Vogel wurde am 20. Juli 2011 als erster mit einem GPS-Sendegerät „ausgestattet“ und hat den Fachleuten seither viele wichtige Daten über den Lebensraum und die Nistplätze des kleinen Schreiadlers, die Jagdweise und Nahrung, die Migrationsroute und die Gegenden, in denen im Süden Afrikas überwindert wird, geliefert.
Narcis hat den größten Teil des Winters im Süden von Mosambik verbracht. Die Reise nach Siebenbürgen erfolgte über Zimbabwe, Sambia, Tansania, Uganda, den Süden des Sudan, Äthiopien und Eriträa, um schließlich in Ägypten anzukommen. Von da flog er über den Suezkanal nach Kleinasien und am Mittelmeer entlang in die Türkei und nach Europa. Es war dieselbe Route, die er im Herbst zurückgelegt hat. Während dem einen Monat dauernden Flug über 10.000 Kilometer hat Narcis nur kurze Ruhe- und Fresspausen eingelegt.