Reschitza – Bildungsministerin Monica Anisie gab vergangene Woche im Fernsehen zu, im voruniversitären Schulwesen gäbe es gegenwärtig nicht ausreichend Ärzte und Krankenschwestern und man sei, zusammen mit dem Gesundheitsministerium, auf der Suche nach zusätzlichem ärztlichen Personal. Wie groß der Mangel an medizinischem Fachpersonal ist, das in Pandemiezeiten lebenserhaltend sein kann, sagte die Ministerin nicht. Vielleicht weiß sie es ja auch gar nicht. Oder geniert sich einfach, das heikle Thema in Wahlkampfzeiten offen anzusprechen...
Laut einem Bericht der Direktion für Öffentliche Gesundheit DSP Karasch-Severin gibt es im Banater Bergland bloß 14 ärztliche Schulkabinette, mit zehn Ärzten und 41 Krankenschwestern – für ein Schulnetzwerk, das mehr als 400 Kinderkrippen und -gärten, Grund- und Allgemeinbildende Schulen sowie Lyzeen umfasst, sehr, sehr wenig, vor allem in Zeiten der Pandemie. Sämtliche ärztliche Kabinette befinden sich in den Städten: fünf in Reschitza, fünf in Karansebesch, je eines in Orawitza, Neumoldowa, Herkulesbad und Ferdinandsberg. Laut demselben DSP-Bericht liegt der Bedarf an Schulärzten bei 29, aber es sind zur Stunde bloß die zehn besetzten Posten finanziert (Schulfinanzierer sind die lokalen Verwaltungen). Nimmt man die Lage aus der Perspektive der Gesundheitsdirektion noch genauer unter die Lupe, dann ergibt sich, dass die zehn finanzierten Posten für Schulärzte in Reschitza, Karansebesch, Orawitza und Moritzfeld (die einzige Gemeinde, die einen Posten finanziert, aber keinen Schularzt hat) sind, während die schulmedizinischen Kabinette von Ferdinandsberg, Herkulesbad und Neumoldowa bloß mit Krankenschwestern besetzt sind.
Schlimm steht es mit der Gesundheitsvorsorge und den hygienischen Bedingungen in den Schulen im ländlichen Raum. 28 Gemeindeschulen (in den Gemeinden Sacu, Ciuchici, P˛ltini{, Ticvaniu Mare, Dognatschka, Berli{te, Berzovia, R˛c˛jdia, Ciudanovi]a, [opotu Nou und Naid˛{) haben nicht einmal fließendes Wasser, 15 Schulen beginnen auch dieses Schuljahr mit fehlender gesundheitsdienstlicher Genehmigung (die Gemeinden Ticvaniu Mare mit vier Schulen, Berlişte, Berzovia und Răcăjdia mit je zwei Schulen, die Gemeinden Ciudanoviţa, Naidăş und Şopotu Nou mit je einer Schule).
Raluca Turcan (PNL), Vizepremierministerin der amtierenden Regierung Ludovic Orbans, besuchte dieser Tage das Banater Bergland, wobei sie verkündete, für das Fitmachen der Schulen für das Schuljahr 2020-2021 stelle ihre Regierung 175 Millionen Euro zur Verfügung, über das Ministerium für Europäische Mittel, „mit denen die Abrechnungen der lokalen öffentlichen Behörden erledigt werden, die Ausgaben für Schulen getätigt, sowie die Ausgaben der Schulen und Schulinspektorate für einen guten Beginn des neuen Schuljahrs verrechnet werden können. Damit sollen 500.000 Tablets und/oder Laptops angekauft werden, Mund- und Nasenschutzmasken sowie Sanitätscontainer für alle Ortschaften, in denen es kein Fließendwasser und keine Kanalisation gibt“.
Das ist schön und gut, aber welche(r) Bürgermeister(in) wird in Wahlkampfzeiten jetzt hemdsärmelig das Schulproblem angehen (vor allem, wenn er/sie es vier Jahre des Mandats ignoriert hat) und welche Schulleiter(innen) oder welche der vielen Interimsschulin-spektoratleiter(innen) werden sich eine Minute vor zwölf noch den Kopf darüber zerbrechen, was seit Jahren eine Selbstverständlichkeit sein müsste?
Und: gibt sich diese Regierung wirklich nicht Rechenschaft, dass das alles etwas spät ist, da die Schulen in ein paar Tagen ihre Tore öffnen müssen?