Schwere Vorwürfe gegen Temeswarer Stadtführung

Temeswar (ADZ) – In der Temeswarer Stadtverwaltung sorgen neue Vorwürfe aus der Opposition und aus der Beamtenschaft für politische Unruhe. PSD-Stadträtin Roxana Iliescu behauptet, Bürgermeister Dominic Fritz habe Mitarbeiter aus mehreren städtischen Diensten angewiesen, in kommunalen Friedhöfen Kreuze zu zählen und Grabdaten zu erfassen. Zugleich wirft der Leiter der Direktion für Kommunale Projekte und Arbeiten für Sport und Schienenverkehr (PLMSTF), Culiță Chiș, der Rathausführung Mobbing und Sabotage von Projekten vor.

Nach Angaben Iliescus seien mehr als 40 Beschäftigte aus dem Apparat der Stadt, der Lokalpolizei, der Sozialdirektion sowie der Verwaltung für Gesundheit und Bildung in Teams zu je zwei Personen in mehreren Friedhöfen im Einsatz. Die Aktion laufe demnach vom 4. Dezember 2025 bis 31. März 2026 und könne verlängert werden. Neben dem Zählen der Kreuze sollten unter anderem Name, Todesjahr, Parzelle und Zustand der Grabstätte erfasst werden. Iliescu spricht von einem missbräuchlichen Vorgehen und verweist darauf, dass die Betroffenen hierfür keine Aufgaben in ihren Stellenbeschreibungen hätten. Hintergrund ist eine öffentliche Darstellung des Bürgermeisters aus dem Oktober: Fritz hatte auf Facebook von mutmaßlich illegalen Geschäften mit Grabstellen im Fabrikstädter Friedhof gesprochen und behauptete, es seien Grabplätze zur Veräußerung „für tausende Euro“ vorbereitet worden. Belege dafür seien bislang nicht vorgelegt worden. Die kommunalen Friedhöfe werden nach Angaben aus dem Rathausumfeld durch die städtische Gesellschaft „Horticultura“ verwaltet, die auch für Grünflächen zuständig ist.

Parallel dazu erhebt PLMSTF-Direktor Chiș in einem offenen Brief an den Stadtrat schwere Vorwürfe gegen die Stadtführung. Er spricht von einem Klima der Einschüchterung gegenüber Mitarbeitern. Besonders drastisch ist eine Formulierung, die Chiș dem Vizebürgermeister Ruben Lațcău zuschreibt: Er habe gesagt, er würde die Beschäftigten „in einen Raum sperren und anzünden“. Chiș stellt dies als Ausdruck von Drohungen und Demütigungen dar und kündigt rechtliche Schritte an. Dem Beamten zufolge sei seine Direktion schrittweise entmachtet worden; Zuständigkeiten und Personal seien entzogen worden, obwohl die PLMSTF mehrere umfangreiche Investitionsvorhaben betreut habe. Die Stadtverwaltung hatte die Direktion zuletzt als ineffizient bezeichnet; die Verwaltung der Sportanlagen wurde samt Personal an den Sportclub der Stadt übertragen. Die formelle Auflösung der PLMSTF soll durch einen Gemeinderatsbeschluss erfolgen. Eine Stellungnahme von Bürgermeister Fritz oder Vizebürgermeister Lațcău zu den Vorwürfen lag bis Redaktionsschluss nicht vor.