Reschitza – Nächtliche Kontrollgänge der Vertreter der Kreiskrankenversicherung CJAS im Reschitzaer Kreiskrankenhaus für Notfälle – aber auch in anderen Spitälern des Banater Berglands (z.B. in Ferdinandsberg/Oțelu Roșu) bewogen den Chef der Versicherungskasse, ein Schreiben an die Staatsanwaltschaft des Kreisgerichts Karasch-Severin aufzusetzen, in dem er die festgestellten Unregelmäßigkeiten auflistet und die Staatsanwälte zum Handeln auffordert. Es handele sich letztendlich um Betrug und Schädigung des öffentlichen Haushalts.
Konkret: Da es in den vergangenen Monaten im Reschitzaer Krankenhaus mehrere Todesfälle unter Patienten (während ihrer Behandlungszeit oder unmittelbar danach, selbst auf den Treppen des Spitals, bei dessen Verlassen sie als „geheilt“ registriert waren) gegeben hat, die zumindest Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Handelns oder Verdacht auf Kunstfehler der behandelnden Ärzte aufkommen ließen, da andrerseits der Reigen der Direktoren des Krankenhauses sich seit Jahren ununterbrochen dreht – und niemand es auf jenem Stuhl lange aushält (oder dort lange sitzengelassen wird) – und da die Kosten/Schulden des Krankenhauses unaufhörlich steigen, haben sich sowohl die Regionalpolitiker des Kreisrats Karasch-Severin (der einen Großteil der Betriebskosten des Krankenhauses deckt) als auch (behäbiger und viel schwerfälliger) die Krankenversicherungskasse (die die Behandlungskosten der Patienten deckt) auf das Kreiskrankenhaus eingeschossen und mit gezielten Kontrollen begonnen.
Bei einer solchen nächtlich durchgeführten Kontrolle entdeckten die Vertreter von CJAS faktisch nahezu leere Krankensalons, konkret: Patienten, die nur auf dem Papier im Krankenhaus existierten. Für die aber das Krankenhaus Kosten bei CJAS abgerechnet hat. Kosten, die vom Staatshaushalt gedeckt werden. Befragungen anwesender Patienten ergaben zudem, dass die Ärzte initiativ den Patienten raten, am Wochenende das Krankenhaus zu verlassen, da übers Wochenende eh keine Fachärzte da seien, die sie behandeln könnten. Auf den Papieren seien diese Patienten allerdings auch an den Wochenenden anwesend. Und drittens stellte CJAS fest, dass im Falle des Verlassens des Krankenhauses, bei der „Externierung“, laut manchen der dafür ausgestellten Papiere, diese ziemlich lange vor dem eigentlichen Entlassen der Patienten, sozusagen antizipativ, ausgestellt waren, folglich in mehreren Fällen in Details bezüglich der Evolution der Krankheit danebenlagen. Zudem mussten sie noch feststellen, dass es Fälle gab, wo die Patienten von den Ärzten überredet wurden, ihre Entlassung aus dem Krankenhaus „auf eigene Initiative“ zu beantragen...
Die Schlussfolgerung des (selber sehr umstrittenen) Direktors der CJAS Karasch-Severin, Ionuț Popovici (PSD): „Aufgrund des Volumens von Dokumenten mit unreellen Daten, die wir einsehen konnten, ist uns klar, dass das Krankenhaus bei uns Dienstleistungen abrechnet, die konkret nicht geleistet werden. Es handelt sich also offensichtlich um eine illegale Abrechnung von medizinischen Dienstleistungen. Um Betrug und Schwindel. Dadurch wird der Staatshaushalt geschröpft, das Krankenhaus verschafft sich unverdiente Einkommen – und vielleicht auch manche Personen aus dem Krankenhaus...“ Weswegen er entschieden habe, die Staatsanwaltschaft einzuschalten.
Auch im städtischen Krankenhaus von Ferdinandsberg fand eine solche „unangekündigte“ Kontrolle statt. Das hier Festgestellte deckt sich weitgehend mit den Feststellungen von Reschitza – was auf eine allgemeine Praxis der Krankenhäuser hindeutet. Zusätzlich identifizierte man in Ferdinandsberg gesundheitsgefährdende Hygieneprobleme und Nachlässigkeiten oder gar Lücken in der sanitären Versorgung. Auch hier wurde „das schwerwiegendste Problem“ in der Ausstellung der Dokumentationen zu den Patienten identifiziert – praktisch identisch mit der „Papierführung“ in Reschitza. Mit denselben Folgen.




