„Sei furchtlos, wenn es dunkelt“ – und hellhörig, wenn es schließt

„Cantrices Transylvanicć“ in der evangelischen Stadtpfarrkirche

Wie groß und klangschön wäre ein Männerchor, den Kantoren der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien gleichfalls projektbezogen und in knapper Probenzeit konzertreif bekommen könnten? Foto: Klaus Philippi

Hermannstadt – So viele Menschen gleichzeitig zieht es längst nur noch am Ostersonntag und zum Gottesdienst für Familien mit Krippenspiel und Christbescherung für Kinder an Heiligabend in die evangelische Stadtpfarrkirche am Huetplatz/Piața Huet. Oder eben zu Konzerten wie aktuell am Vorabend des Zweiten Advent, als die „Cantrices Transylvanicć“ das vollbesetzte Mittelschiff von all seinen vier Seiten mehrstimmig aufhorchen ließen und reichlich Beifall ernteten. Mit liturgisch geeigneten Liedern niederländischer und nordischer Handschrift des 20. und 21. Jahrhunderts trat der Chor von Kantorinnen der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien zunächst auf, aber auch Sternsingen auf Rumänisch und Ungarisch kam an die Reihe, ehe Brita Falch Leutert, Edith Hajnalka Toth und ihre 14 Mitstreiterinnen die Noten zu Benjamin Brittens „Ceremony of Carols“ aufschlugen, um ein Klangbeispiel nach anglikanischem Muster in die Bankreihen zu senden. Sorge um etwaigen Mangel an solistisch tauglichen Singstimmen bereitete ihnen das Programm in lateinischer und englischer Sprache nicht, im Gegenteil. Einfach fiel die Wahl dreier dafür benötigter Damen, die bei Bedarf uneitel wie souverän vortraten, und Harfenistin Tina Žerdin aus Wien glückte das Kunststück, mit dem sachten „Interlude“ für sich allein an ihrem Instrument aufmerksamste Stille im Kirchenraum zu schaffen. Eine leise Stumpfheit auf Publikumsseite hingegen offenbarte das Finale des Abends, als manche Zuhörer-Hände das Verebben der singend Richtung Ferula ausziehenden Frauenstimmen nicht bis zu wirklich letzten Silben abzuwarten bereit waren. Applaus spendete man um einige Augenblicke verfrüht, ohne das Feinste geahnt und genossen zu haben. Auch so ein Echo hallt nach. Manchmal bedeutet Geduld nicht bloß Zwang, sondern eine Kulturtechnik, und für ihr Erlernen und Pflegen ist es nie zu spät.