Reschitza - Nach wie vor ist das Schicksal der Industrieseilbahn, die das Bersautal im Zentrum von Reschitza überquert, ungewiss. Doch die Zahl derer, die nicht unbedingt einem Abriss der Seilbahn nachweinen würden, scheint zu steigen, zumindest nach den Leserbriefen zu urteilen, die an die Reschitzaer Lokalzeitungen geschickt werden. Fakt ist, dass es neben dem etwas belächelten Wunschtraum des Stadtvaters Mihai Stepanescu, aus dem Stahlbau eine Sightseeing-Gondel für Touristen zu machen, auch handfeste Pläne gibt: Verschrottung und Verkauf der Grundstücke – die teuersten der Stadt.
Fakt ist auch, dass einstweilen außer Genehmigungsansuchen für den Abriss und die Verschrottung der Industrieseilbahn keine weiteren konkreten Pläne vorliegen. Und mit Wunschdenken und einem chronisch leeren Stadtsäckel kann man kaum Zukunftspläne schmieden, die dann auch eine Chance auf Verwirklichung hätten. Dem kann Bürgermeister Mihai Stepanescu nichts entgegenhalten, als seinen Starrkopf, indem er schwört, keine Genehmigung für den Abriss der Seilbahn zu erteilen.
Das Stahlwerk TMK hat erstmals vor fünf Jahren bekannt gegeben, dass es die Seilbahn durch Verkauf losschlagen möchte. Damals begannen auch die ersten Verhandlungen mit der Stadt, vor allem auf Druck von Denkmalschützern und Fans des Reschitzaer Industrieerbes (die auch den Erhalt des letzten Hochofens – ebenfalls vom Beginn der 1960er Jahre – durchgesetzt haben und der nun langsam vor sich hinrostet). Grundsätzlich gibt es allerdings kein Gesetz, das ein in den 60er Jahren des abgelaufenen Jahrhunderts gebautes Industrieobjekt zum Industriedenkmal erklärt. Das einzige Indiz in diese Richtung sind die ursprünglichen Pläne zum Bau des Stadtzentrums, die unter Federführung des damaligen Stadtarchitekten Şerban Antonescu – ein erklärter Freund der Integrierung der Industrieseilbahn ins Stadtbild – ausgearbeitet wurden und wo man von einem „künftigen Denkmalcharakter“ der Seilbahn sprach.
Da die Stadt in den vergangenen fünf Jahren kein Geld zum Kauf hatte und hat (nur viel guten Willen), versandeten die Kaufverhandlungen mit TMK und in diesem Winter griff ein Reschitzaer Unternehmer zu, der die Industrieseilbahn mit dem erklärten Zweck kaufte, sie zu versilbern. Nun liegen die Ansuchen auf Verschrottungsgenehmigung auf dem Arbeitstisch des Bürgermeisters. Der hat sich noch ein bisschen Zeit damit verschafft, dass er dem Besitzer das Versprechen abgerungen hat, erst mal abzuwarten, ob die Stadt nicht doch noch zum Geld für einen Kauf kommen kann. Über die jüngste Lösungsvariante des Bürgermeisters in Sachen Industrieseilbahn wurde an dieser Stelle unlängst berichtet: die Stadt will den Zentralteil der Seilbahn erhalten und nutzen. Aber auch dafür steht der Stadt kein Geld zur Verfügung.
In Wirklichkeit gibt es schon seit mehreren Jahren den Teil in Richtung Ţerova-Tal auch nicht mehr, zum längst nicht mehr stehenden Erzsinterwerk. Dieser Teil wurde zum Teil von Schrottdieben zerstückelt, der Rest ist zusammengestürzt (tragischerweise teils auch über dort stehende Häuser, zum Glück ohne Opfer). Daraufhin hat TMK stillschweigend die Trümmer im Stahlwerk eingeschmolzen und kaum jemand hat es bemerkt. Auch nicht die fanatischen Fans der Seilsbahn.