Selbst ein abweisendes Votum dürfte nicht definitiv Ruhe bringen

Hermannstadt – Es geht um nichts anderes als eine kulturelle Richtungs-Entscheidung, weswegen zwischen dem Verlesen des Titels der Beschlussvorlage und ihrer tatsächlichen Abstimmung deutlich mehr Zeit als bei all den anderen knapp 50 Punkten auf der Tagesordnung vergehen könnte. Entsprechend des Gerichts-Urteils aus Karlsburg/Alba Iulia von Ende Januar, das Investor Iancu-Sebastian Boncuț sowie Architekt Alexandru Găvozdea in ihrem Bewusstsein bestätigt, sich von der Rathaus-Leitung bislang betrogen vorzukommen – wenn auch nur um zweitrangige Details –, hat Bürgermeisterin Astrid Cora Fodor (Demokratisches Forum der Deutschen in Rumänien, DFDR) die rechtlich unanfechtbare Auflage befolgt, das von Găvozdea aufgesetzte und von Boncuț geforderte Dokumentations-Projekt zwecks Neubau einer bis zu 18,5 Meter hohen Immobilie auf dem 330 Quadratmeter großen Grundstück am Parkplatz hinter dem Brukenthalmuseum und Hotel „Zum Römischen Kaiser“ erneut vom Stadtrat erörtern zu lassen. Dass die Debatte mit anschließendem Votum Donnerstag, am 27. Februar, stattfindet, berücksichtigt einschließlich die vom Karlsburger Gerichtshof verbriefte Anordnung, den Fall spätestens Ende Februar im Rathaus wiederaufgerollt zu haben. Dass Boncuț und Găvozdea sich jedoch bei Abweisung ihres Vorhabens durch eine Stadtrats-Mehrheit mit einem weiteren Scheitern ihres Plans am Rathaus abfinden würden, ist unbedingt als unwahrscheinlich anzunehmen. Grundstück-Besitzer Iancu-Sebastian Boncuț, der den Grünstreifen 2018 gekauft und noch im gleichen Jahr erste Schritte in Richtung Neubau-Erwägung hatte vornehmen lassen, eilt längst schon die Reputation nach, selbst durch Stadtrats-Abstimmungen gefällte Entschlüsse juristisch aushebeln zu wollen, wenn sie seinen Investitions-Vorstellungen widersprechen. Für seine Zähigkeit und womöglich gar politische Einflussnahme über das Hermannstädter Pflaster hinaus bekannt ist auch Architekt Alexandru Găvozdea. Anrainer der Nachbarschaft rings um den baulich sehr gefährdeten Grünstreifen, den das Grundbuch unter Haus Nummer 16 auf der Brukenthalgasse/str. Xenopol führt, sind weder auf Boncuț noch Găvozdea gut zu sprechen und erwarten die Abstimmung zu Punkt 30 auf der Tagesordnung des Stadtrats am vorletzten Februar-Tag mit Spannung. Ende Mai 2022 hatten von 23 gewählten sowie 22 ordnungsgemäß anwesenden Mitgliedern des Stadtrats 15 gegen und vier für das Neubau-Projekt gestimmt. Alle vier Fürstimmen und eine der drei Enthaltungen vom Votum gingen auf das Konto der DFDR-Fraktion, während nur die PNL- und USR-Fraktion durch Handzeichen geschlossen Gegenhaltung einnahmen. Auch die zwei Mitglieder der PSD-Fraktion zogen es vor, sich von der Abstimmung zu enthalten. Anders als noch bis Herbst vorigen Jahres gehören dem Stadtrat im aktuellen Mandat insgesamt 22 Mitglieder an, was bei Abstimmungen mathematisch verzwickt Gleichstand erlaubt. Ein eben erst Anfang Februar aus Bukarest zugezogener Einwohner der Brukenthalgasse hat Freitag letzte Woche eine vom Bürgerrechtsverein „Declic“ geführte Online-Kampagne zur Bewusstmachung einiger Schäden im Stadtbild durch den umstrittenen Neubau eröffnet: die Marke von 1000 Unterschriften war Montagmorgen nicht allein knapp erreicht, sondern auch schon überschritten worden. Die im Gegensatz ebenso digital auf der Homepage petitieonline.com durch die GmbH I-Nutrition Srl von Geschäftsführer Boncu] publizierte Fragestellung hatte zeitgleich vergleichsweise nur 450 Personen überzeugen können, sich als Freunde der Idee eines Neubaus auf umkämpftem Gelände zu bekennen.