Shopping im „Dorf am Ende des Leiteraufgangs“

Der Weiler Ineleț als Anziehungspunkt für Volontäre, die ungewöhnliche Hilfe leisten

Herkulesbad – Der Verein „Prietenii Naturii Banat“ hat – wie inzwischen viele Bürger Rumäniens – erstmals aus Fernsehreportagen vom Weiler Ineleț erfahren, der vorwiegend von älteren Menschen bewohnten Niederlassung am Oberlauf der Cerna im Südost-Banat, unweit des Eisernen Tors, die ihre Ortschaft bloß auf Leitern erreichen können, die an einem steilen Felshang befestigt sind, und die seit Generationen hier ein quasi-autarkes Leben führen. Seit 2017 verfolgt der Verein das Projekt „Shopping in Ineleț“/ alternativ auch: „Shopping in der Höhe“, indem Wandergruppen dorthin geführt werden, entweder zum Mittagessen in einer der gastfreundlichen Familien, oder zum Kauf von Erzeugnissen der wenigen noch dort voll funktionierenden Bergbauernhöfe, die zu 100 Prozent „bio“ produzieren.

Die Initiative der beiden 25-Jährigen, Călin und Adelin (sie wollen nur beim Vornamen genannt werden), zog bisher zwölfmal das Interesse von wanderlustigen Hilfsbereiten in den Bann und im Durchschnitt gelangten pro organisiertem Wander-Wochenende 20-30 Personen ins isolierte Dorf, wo sie entweder Hand anlegten in Höfen, die von alten Menschen bewohnt sind, oder einfach sich mit haltbarem Landkäse von der Kuh oder vom Schaf, frischen Eiern, auch mal mit einem frisch geschlachteten Landhuhn versorgen konnten, das sie ehrlich bezahlten und damit den in der Regel Einkommenslosen zu etwas Geld verhalfen.

Călin und Adelin schätzen, dass sie bisher rund 500 Wanderlustige mit Inele] bekannt gemacht haben. Ihre besondere Freude und Genugtuung: viele von den „Erstbesteigern des Leiterndorfs“ sind dort zu permanenten Gästen geworden und zu Bezugspersonen, die „ihre“ Bergbauern besuchen.

„Prietenii Naturii Banat“ nimmt für sich in Anspruch, als erste Freiwilligenorganisation auf diese gottverlassene Ortschaft auf diese Weise aufmerksam gemacht zu haben – die Vereinsmitglieder konnten bisher vier Fernsehteams überzeugen, mitzukommen und Reportagen zu drehen – und sie sind froh, dass ihr Beispiel auch von anderen NGOs, aber auch von Institutionen nachgemacht wurde, etwa einem Team von Ärzten, Krankenschwestern und -pflegerinnen und -pflegern des Temeswarer Militärspitals, die an einem Wochenende hinwanderten und gratis die gesamte Einwohnerschaft untersucht haben und fallweise auch entsprechende Arzneien verteilen konnten. Viele der Bewohner sind damals – nach eigenen Angaben – erstmals einem Arzt begegnet.

Unter den Umständen der Corona-Pandemie hat sich die Organisation Beschränkungen auferlegt, um die Ortsbewohner von Ineleț – dem „Land jenseits der Leitern“, wie sie den Weiler, der zur Gemeinde Cornereva gehört, der flächengrößten Rumäniens, noch nennen - nicht anzustecken, die, wie erwähnt, mehrheitlich im Seniorenalter sind. Vergangenen Samstag fand trotzdem eine letzte Tour in diesem Jahr statt, vor allem, um den Ortsbewohnern einiges von dem für den kommenden Winter Nötigen hinzuschaffen, aber auch, um vor Ort bei den Wintervorbereitungen mit Hand anzulegen: etwa Brennholzvorräte anzulegen.

„Was wir mit Freude bemerkt haben, auch, weil wir uns inzwischen an die Zurückhaltung der Gebirgler gegenüber Fremden gewöhnt haben, Gefühle zu zeigen: wir glauben, dass die Bewohner von Inele] inzwischen etwas optimistischer bezüglich ihrer Zukunft geworden sind, auch als eine Folge unserer ´Shopping in der Höhe´-Touren“, meinten Călin und Adelin nach ihrer Rückkehr nach Temeswar.