Hermannstadt – Über achtzig Teilnehmer aus der Hermannstädter Umgebung kamen am Donnerstagnachmittag in Michelsberg/Cisnădioara zusammen, um das „siebenbürgische Reformationsfest“ (so Pfarrer Dr. Stefan Cosoroabă) zu feiern.
Angeboten wurden den vier siebenbürgischen Kulturgemeinschaften entsprechend vier Schritte, die man alle oder nur einzeln gehen konnte. Die Kultur der Rumänen wurde mittels der Ausstellung über die Mărginimea Sibiului in der Kirchenburg gewürdigt. Jene der Siebenbürger Sachsen kam durch den Gottesdienst in der Dorfkirche, dessen Schriftlesung und Predigt der Kerzer Pfarrer Michael Reger in sächsischer Mundart hielt, zum Ausdruck. In der zum Gemeindezentrum ausgebauten Scheune im Hof des evangelischen Pfarrhauses las Luminiţa Cioabă aus ihren Gedichten in Romanes und Rumänisch und erläuterte einige Begriffe aus der Sprache der Roma. Im Pfarrgarten kochte derweilen Atilla Nagy im Kessel eine scharfe Gulasch, wodurch die magyarische Identität gefeiert wurde. Zum Abschluss ließen die Veranstalter Lampions zum wegen Nebel sehr dunkeln Himmel hochsteigen.
In sächsischer Mundart, d.h. in der Sprache des Volkes, wie das Martin Luther seinerzeit gefordert hatte, werden Gottesdienste zum Reformationsfest seit einigen Jahren in Michelsberg gefeiert, selbst wenn die Zahl der Sächsisch Sprechenden gering geworden ist. An die Luther-Tradition heranzurücken versuchten die Veranstalter des Reformationsfestes heuer auch, indem sie drei Esel mit ihren Treibern bestellten, um auf dem Eselsrücken – wie einst Luther auf die Wartburg – auf die Michelsburg zu reiten, doch schaffte nur ein Esel den Aufstieg.
Das Reformationsfest stellte den Abschluss der heuer von der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien veranstalteten Kirchenburgen-Besichtigungs-Tourismussaison dar. (Lesen Sie mehr zum Reformationsfest und eine Bilanz des Projektes „Entdecke die Seele Siebenbürgens“ in der Dienstagausgabe.)