Temeswar - Seit 1757 die erste imposante Orgel mit Fußklaviatur und zwei Registern im Temeswarer Hohen Dom installiert wurde (ein Werk von Johann Henke) und seit die Arader Firma Dangl, Antal & Sohn Mitte des 18. Jahrhunderts begonnen hat, im Banat Orgeln zu installieren, erklingt in den römisch-katholischen Kirchen des Banats Orgelmusik. Die Arader Firma arbeitete, nach Auskunft von Prof. Dr. Mădălina Roşca von der Musikfakultät der Temeswarer West-Universität, zwischen 1840 und 1909. Die berühmteste Banater Orgelbauerfirma war die von Leopold Wegenstein (1858-1937). Der in Wien geborene Firmengründer ließ sich nach Wander- und Lehrjahren (in den Orgelbauerwerkstätten Walcker und Cavaillé-Coll) als Dreißigjähriger in Temeswar als Orgelbauer nieder und bestimmte ein halbes Jahrhundert lang die Richtung in der Orgelbaukunst in diesem Teil Europas. Für das Erlernen des Orgelspiels waren in erster Linie die kirchlichen Gesangsschulen wichtig, für Temeswar am bedeutsamsten die 1848 gegründete Gesangsschule in der Fabrikstadt, unter Leitung von Kantor und Organist Joseph Mathieu. Der erste Konzertorganist von Temeswar war Dezsö Járossy, von dem bekannt ist, dass er mehr als hundert Orgelkonzerte in verschiedenen Städten bestritten hat und dass er Programme vorzog, die seinerzeit als „avantgardistisch“ galten.
In kommunistischer Zeit existierten bloß sporadisch Kantorschulen am Temeswarer Hohen Dom. 1990, zeitgleich mit der Gründung der Musikfakultät der Temeswarer West-Universität, stellte Prof. Dr. Felician Roşca die erste Organistenklasse zusammen. Er war es auch, der die rege Präsenz der Orgelmusik und -konzerte in Temeswar organisierte, u. a. durch das diese Woche zu Ende gehende „Timorgelfest“, die „Tage der Orgelmusik im Banat“, die Festivalreihe „Barock heute“ usw., vor allem aber durch zahllose Gastkonzerte, zu denen er wichtige Akteure der internationalen Szene der Orgelmusik einlädt. Dabei erfreut er sich der vollen Unterstützung des Temeswarer Römisch-Katholischen Bistums, der Banater Kirchen und Klosterkirchen, die mit Orgeln ausgestattet sind, der protestantischen, reformierten und Adventistenkirchen, aber auch des Stadtrats von Temeswar, der unlängst beschlossen hat, die Zeitspanne 10. – 29. Oktober in jedem Jahr zur „Zeit der Orgelmusik“ zu erklären und alljährlich am 29. Oktober den „Tag der Orgelmusik in Temeswar“ zu begehen.
Am heutigen ersten „Temeswarer Tag der Orgelmusik“ beteiligen sich, neben der Orgelklasse der Musikfakultät, auch die Staatsphilharmonie „Banatul“ aus Temeswar, die West-Universität, aber auch zahlreiche Organisten, die in diesem Jahr erstmals dieses „einzigartige Ereignis für Rumänien“ – laut Prof. Dr. Felician Roşca aber „auch für ganz Europa“ – veranstalten: ein Simultankonzert an allen Orgeln der Stadt. Es beginnt um 19 Uhr.
An der Wegenstein-Orgel des Sankt-Georgs-Doms am Domplatz spielt Denis Moldovan. Felician Roşca spielt an der Barockorgel der Adventistenkirche, Emil Dumitresc konzertiert an der Wegenstein-Orgel der Millenniumskirche in der Fabrikstadt. Hier singt auch Csilla Margarete Dumitresc (Sopran). An der Wegenstein-Orgel der römisch-katholischen Kirche der Temeswarer Innenstadt spielt Robert Bajkai (Goldmedaillengewinner der Weltausstellung der „Exposition des 20. Jahrhunderts“ in Budapest). Klaudia Szeidert spielt an der Orgel der Reformierten Kirche am Marienplatz, Camelia Cărăbaş an der Orgel der evangelischen Kirche und Silviana Cârdu konzertiert an der Orgel der römisch-katholischen Kirche in der Elisabethstadt (Lahovary-Platz).
An der Orgel der Aula Magna der West-Universität spielt Cristina Struţa, während Minodora Luca die Orgel des Orpheum-Konzertsaals der Temeswarer Musikfakultät erklingen lässt. Norbert Dumitresc spielt heute um 19 Uhr an der Orgel der römisch-katholischen Kirche in der Josephstadt, Anca Lupu in der Nähe, an der Orgel der Notre Dame-Kirche, während Adrian Marcovici, zusammen mit Dumitru Palgniuc (Flöte) in der römisch-katholischen Kirche von Freidorf konzertiert. An der Orgel der römisch-katholischen Kirche von Fratelia spielt Gellért Dióssi, Gabriela Popovici und Maria Mayer (Viola) konzertieren in der römisch-katholischen Kirche in der Mehala. Nicht zuletzt bestreitet zur selben Uhrzeit Robert Adam ein Orgelkonzert in der Piaristenkirche.