Karansebesch – Dr. Bhupinder Singh, der Mi-krochirurg, der als Manager des städtischen Krankenhauses für Notfälle Karansebesch wegen Schmiergeldannahme im September in flagranti von der Nationalen Antikorruptionsbehörde DNA, Sektion Temeswar, erwischt worden war und erst in U-Haft war, danach unter Hausarrest stand, darf auf Antrag der DNA und aufgrund einer Entscheidung des Temeswarer Kreisgerichts im Krankenhaus ab dem heutigen Mittwoch die kommenden 60 Tage wieder als Arzt arbeiten, bis zu einer endgültigen Entscheidung in der Korruptionsaffäre, aber nicht wieder den Posten als Krankenhausmanager besetzen.
Dr. Bhupinder Singh, ein Inder mit rumänischer Staatsbürgerschaft, lebt, ist verheiratet und arbeitet in Karansebesch, seit etwa anderthalb Jahrzehnten. Er ist der einzige Chirurg im Banater Bergland, der komplizierte Eingriffe im Bereich der plastischen und rekonstruktiven Chirurgie vornimmt und hat schon mehrere spektakuläre Eingriffe erfolgreich durchgeführt, etwa hat er durch einen Arbeitsunfall abgetrennte Hände wieder intakt und funktionieren gemacht oder komplizierte Augen-OPs an Kindern vorgenommen – was u.a. dem Krankenhaus seitens der Krankenversicherungskasse CAS Karasch-Severin beträchtliche Einkünfte gebracht hat.
Der Antrag beim Gericht auf Erlaubnis zur Wiederaufnahme des Berufslebens durch Dr. Singh hat die Antikorruptionsbehörde DNA selbst gestellt, anscheinend auf Druck seitens der Krankenversicherung. Dr. Singh bleibt aber unter gerichtlicher Aufsicht, mit allen dazugehörigen Auflagen. Also darf er in dieser Zeit auch keine der anderen Personen kontaktieren, die nach Ansicht von DNA in der Affäre verwickelt sind. U.a. auch nicht den Leiter der Krankenversicherungskasse Karasch-Severin, Ionuț Popovici, falls sich, wie vermutet und aus Indizien ersichtlich, erweisen sollte, dass auch dieser verwickelt ist in den anderen Gesetzeskonflikt der PSD Karasch-Severin, die Affäre Nedelcea-Mocioalcă, über welche ausführlich in unserer heutigen Beilage „Banater Zeitung“ berichtet wird.
Dr. Singh selber, einer der vielen PSD-Nahestehenden im Banater Bergland, die den PSD-„Baron“ Ion Mocioalcă (gegenwärtig noch Vizepräsident des Rechnungshofs Rumäniens, nachdem er 24 Jahre lang Parlamentsmitglied war) als Trauzeugen hatten, scheint in den Augen der sich sehr bedeckt haltenden Antikorruptionsbehörde DNA auch in einen anderen, komplizierteren Korruptionsfall verwickelt zu sein. Über die sozial-politisch-religiöse Institution des Trauzeugen in der orthodoxen Hochzeitszeremonie und die späteren Langzeiteinflüsse dieses Status – rumänisch: „naș“, daher die Eindeutschung für das Phänomen: „Naschismus“ – und deren Auswirkungen im Korruptionsbewusstsein und in der „Beförderungs- bzw. Aufstiegsmethodik“ auf der sozialen Leiter ist in unserer Zeitung wiederholt geschrieben worden.
Dass Dr. Singh allerdings aufgrund der Gerichtsverfügung von Temeswar wieder in den OP-Saal darf, das ist eine allgemein willkommen geheißene Lösung, eben weil er unabkömmlich ist als einziger Fachmann seines Bereichs auf Kreisebene.
Das unterstrich auch CAS-Karasch-Severin-Chef Ionuț Popovici (dessen positive Einschätzung man aber auch aus der Perspektive seiner Position als Vetternwirtschaft der PSD Karasch-Severin zugehörig sehen muss): „Vom Standpunkt des Managers und des Berufs hatte ich immer eine sehr gute Beziehung mit Herrn Dr. Singh. Wenn er weiterhin an der Ausübung seines Berufs gehindert worden wäre, hätte dies auch Auswirkungen auf die finanzielle Lage des Krankenhauses gehabt.
Mit Sicherheit aber auf die Dienstleistungen, die das Krankenhaus bietet. Einen Chirurgen, in seinen besten Jahren, der auch die Kompetenz und den Mut hat, schwierige OPs zu wagen, sollte man arbeiten lassen.“