Kronstadt – Die Wahl einer neuen Vereinsleitung, Verleihung einer Ehrenurkunde, Satzungsänderungen, Berichte der Sektionen, des Dachvereins sowie der Rechnungsprüfer, Zukunftsvorhaben und Bestätigung neuer Mitglieder standen auf der Tagesordnung der Vollversammlung des Siebenbürgischen Karpatenvereins (SKV), die am Samstag, dem 20. Mai, im Gästehaus „Casa Zmeilor“ am Fuße der Fogarascher Berge abgehalten wurde. Der Vorsitzende der SKV-Sektion „Fogarascher Land“, Thomas Bross, begrüßte die Teilnehmer, da überraschender Weise der SKV-Präsident Thomas Luczay am Vortag seinen Rücktritt aus persönlichen Gründen eingereicht hatte. Seine wahrscheinlich letzte Amtshandlung war die Unterzeichnung der Ehrenurkunde des SKV, die zum Abschluss der Vollversammlung an Dr. Dr. hc. Paul Philippi unter regem Beifall der Anwesenden verliehen wurde. Paul Philippi (93) erhielt diese Ehrung, weil er als einer der wenigen, noch lebenden Mitglieder des SKV vor dessen Zwangsauslösung die Wiedergründung des SKV nach 1989 maßgeblich initiiert und dessen Kontinuität ermöglicht hatte. „Dem SKV wünsche ich ein Gedeihen, ein Wiederaufblühen besonders in den Bereichen, in denen der SKV früher seine Aktivitäten entfaltet hat, vor allem im Hüttenwesen und da besonders am Königstein“, sagte Philippi gegenüber der ADZ. In offener Wahl wurde der bisherige SKV-Geschäftsführer Marcel Şofariu praktisch einstimmig (eine Enthaltung) zum neuen Vereinspräsidenten gewählt. Zum Geschäftsführer wurde der Hermannstädter Petru Scântei mit nur einer Gegenstimme gewählt. Scântei, der bei der Vollversammlung nicht dabei sein konnte (die SKV-Sektion Hermannstadt wurde nur von drei Delegierten vertreten), hatte im Vorfeld seine Bereitschaft zur Kandidatur für dieses Amt bekannt gegeben.
Durch die Bestätigung der zahlreichen neuen Vereinsmitglieder, die von den neugegründeten Sektionen „Fogarascher Land“ (mit Sitz in Fogarasch) und „Königstein“ (mit Sitz in Zărneşti) kommen, wächst der Verein. Allein aus dem Fogarascher Land kamen 95 neue Mitglieder. Aus der Gegend Törzburg/Bran – Moeciu sind nun 23 Mitglieder eingeschrieben, so dass die Gründung einer neuen SKV-Sektion von der Vollversammlung bewilligt wurde. Es handle sich um echte Bergfreunde - von Salvamont-Bergrettern bis Alpinisten, von Unternehmern im Bereich Tourismus bis zu alten und jungen Wanderbegeisterten, die im SKV eine vertrauenswürdige und aktive Organisation sehen. Weitere Einschreibungen sollen folgen, kündigte Bross an. In der Tat kann der SKV bemerkenswerte Leistungen vorweisen. Durch die Partnerschaften mit dem rumänischen Tourismusministerium, mit lokalen Behörden, mit den Berggendarmen, mit anderen Wandervereinen und vor allem durch die Partnerschaft mit den „Schweizer Wanderwegen“ im Rahmen des rumänisch-schweizerischen Kooperationsprogramms, durch die Mitgliedschaft im Europäischen Wanderverein und die Präsenz (direkt oder indirekt mit Verteilung von Eigenpublikationen) an großen internationalen Tourismusmessen (z.B. in Stuttgart, Berlin und Zürich) hat die Vereinstätigkeit inzwischen den lokalen Rahmen gesprengt und erreicht nationale und europäische Dimensionen. Der beste Beweis ist die angestrebte Anbindung der rumänischen Karpaten über zwei europäische Fernwanderwege (E3 und E8) an das europäische Fernwanderwegenetz. Marcel Şofariu berichtete in einem Lichtbildvortrag über das in diesem Großprojekt bisher Geleistete (Markierung von Teilstrecken, Datenerfassung für den endgültigen Streckenverlauf, Erstellung des Kartenmaterials, Öffentlichkeitsarbeit, Ausbildung von Bergführern, Einbeziehung der Jugend) und über das noch Anstehende.
Um die Vereinstätigkeit zu erleichtern, um Fördergelder mit mehr Erfolgsaussichten zu beantragen, wurden auch mehrere Satzungsartikel novelliert. Sie beziehen sich z.B. auf die Möglichkeit, dass auch Rechtspersonen (z.B. Bürgermeisterämter) dem SKV beitreten können und definieren weitere außertouristische Aktivitäten des Vereins in Bereichen wie Multikulturalität und Minderheitenschutz. Erinnert wurde an die Jahreskonferenz des Europäischen Wandervereins, die im Herbst Rumänien und den SKV zum Gastgeber haben wird. Es sei eine gute Gelegenheit für den SKV nicht nur sich, sondern auch das große hiesige Potenzial im Bergtourismus vorzustellen. 2020 steht das 150. Gründungsjubiläum des SKV an. Solch runde Jubiläen (mit Ausnahme des 100., das vom kommunistischen Regime ignoriert wurde) sind bisher gebührend gefeiert worden. In drei Jahren will man sich beim SKV nicht nur mit der reichen Tradition der Vorfahren rühmen, sondern auch auf das in den letzten Jahren Geleistete stolz hinweisen.