Reschitza – Zum 150. Geburtstag des in Reschitza geborenen Kunstkritikers, –theoretikers und –händlers Julius Meier-Graefe bringt das Demokratische Forum der Banater Berglanddeutschen und der Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe Reschitza” am Samstag einen Sonderbrief heraus, der vom Postamt Reschitza 1 in der Altstadt in Umlauf gesetzt wird.
Julius Meier-Graefe kam am 10. Juni 1867 in Reschitza zur Welt, wo sein Vater, Eduard Meier, als Ingenieur der k.u.k. priv. Österreichisch-Ungarischen Staatseisenbahn-Gesellschaft (StEG) arbeitete. Seine Mutter starb bald nach der Geburt. Als 18jähriger debütiert er in Leipzig mit einem Gedichtband. Julius Meier-Graefe studierte erst Ingenieurwesen in München, zog aber 1890 nach Berlin und studierte dort Geschichte und Kunstgeschichte. 1894 veröffentlichte er seine erste bemerkenswerte Kunstkritik – drei sukzessive Beiträge über den Norweger Edvard Munch. 1895 wird er Mitbegründer der Kunstzeitschrift „Pan”, aus deren Redaktion er sich ein Jahr später zurückzieht. „Pan”, die bedeutendste Publikation des deutschen Jugendstils, gab Meier-Graefe zusammen mit dem Schriftsteller Otto Julius Bierbaum heraus. Hier veröffentlichten u.a. Franz von Stuck, Félix Vallotton, Th.Th.Heine, Henry van de Velde, Ludwig von Hofmann, Max Liebermann und Otto Eckmann, oder die Schriftsteller O. J. Bierbaum, Max Dauthendey, Richard Dehmel und Arno Holz (grundsätzlich: literarische Vertreter des Symbolismus, Naturalismus und Impressionismus).
Bald wird Julius Meier-Graefe zunehmend in Paris und im Französischsprachigen leben, wo er zu einem der besten Kenner der französischen Kunst des 19. Jahrhunderts heranreift. Seine dreibändige „Entwicklungsgeschichte der modernen Kunst” (1904-1924) gilt als grundlegend für die Kenntnis des französischen Impressionismus. Zusammen mit dem „Fall Böcklin” brachte es ihm den Vorwurf ein, gegen die deutsche Kunst zu polemisieren. Monografien zu Paul Cézanne und Vincent van Gogh wurden zu Meilensteinen der Kunstgeschichte, die er schafft. Auch seine zeitgenössischen Kunstkritiken, mit spitzer Zunge und scharfem Geist geschrieben, bleiben beachtenswert. Julius Meier-Graefe gilt als Vorläufer des Impressionismus.
Der Kunsthistoriker, -kritiker und –händler, der Schriftsteller Julius Meier-Graefe (er schrieb auch Romane und Erzählungen, u.a. über das Liebesleben in Frankreich im 19. Jahrhundert) starb im schweizerischen Vevey am 5. Juni 1935.
Seine Geburtsstadt Reschitza erinnert an seinen 150. Geburtstag mit einem Sonderbrief mit Sonderstempel.