Sorgen um die rumänische Stahlindustrie

Direktor von TMK Reschitza spricht vor Studenten über Zukunft des Stahls

Reschitza – Romulus Ioan, Generaldirektor des Reschitzaer Stahlwerks TMK und bekannt auch als Historiker der Metallurgie Siebenbürgens und des Banats sowie als sinnierfreudiger Manager, sprach unlängst vor Studenten der Reschitzaer Hochschule „Eftimie Murgu” über die Zukunft des Stahls, in Europa und in der Welt. Wie bei anderer Gelegenheit auch setzte Romulus Ioan sein Alarmsignal gegen die Offensive der staatlich gestützten chinesischen Stahlindustrie, die drauf und dran sei, von der EU den Status einer „Marktwirtschaft” zugesprochen zu bekommen – „ die europäischen Stahlareale von heute werden Weiden für Lämmchen”.

„Es gibt heutzutage im Stahlwesen keinerlei Entscheidung außerhalb des Vierecks Preis-Markt-multinationale Interessen-China”, dozierte Romulus Ioan. „Ich glaube kaum, dass es außerhalb dieses Vierecks Entscheidungen über Steigerungen der Stahlproduktion geben kann. Kriegt China von der EU den Status einer Marktwirtschaft, dann glaube ich, dass dies die gesamte rumänische Stahlproduktion ruinieren wird. Das ist die größte Gefahr. Und die ersten, die über die neuen Lämmerweiden stürzen werden, sind die Osteuropäer. Aber es wird auch alle anderen erwischen.”
„Die Weltproduktion liegt heute bei 1535 Millionen Tonnen Stahl”, erläuterte Romulus Ioan. Dagegen sind die 300.000 Tonnen jährlich aus Reschitza einfach nichts. Und auch die 4,1 Millionen Tonnen Stahl aus Rumänien zählen kaum im Weltmaßstab. Das rumänische Stahlwesen ist privat. Es hängt glücklicherweise nicht von den Knöpfedrückern in Bukarest ab. Andrerseits: Industriepolitik wird längst nicht mehr auf Landesebene gemacht. Da gilt nur noch das Interesse von multinationalen Konzernen.

Wenn China seine geplanten Maßnahmen der Schließung unrentabler Kapazitäten umsetzt, aber auch solcher, welche europäische Umweltschutznormen übertreten, dann darf mit einer Arbeitslosigkeit im Stahlwesen von rund drei Millionen Menschen gerechnet werden. Aber weltweit geht man davon aus, dass ein Posten im Stahlwesen auf der Horizontalen der Wirtschaft weitere sieben bis zehn Arbeitsplätze sichert. Dadurch entsteht eine „chinesische Walze”, der gegenüber die Flüchtlingsströme aus dem Nahen Osten wie „kleine Studienreisen” erscheinen. Künftige Regierungen müssen die Perspektiven des Verhüttungswesens und der Stahlindustrie also völlig anders sehen. Rumänien muss reindustrialisiert werden, denn es hat das Potenzial dazu. Die nachhaltige Reindustrialisierung ist eine der gangbaren Lösungen für die Wirtschaft dieses Landes.”