Sorin Frunzăverde gestorben

Der Ex-Kreisratspräsident und vielmalige Minister litt an Nierenkrebs

Reschitza – 59-jährig erlag Dr. Dipl.-Ing. Sorin Frunzăverde in der Notfallabteilung des Reschitzaer Kreiskrankenhauses seinem schweren Krebsleiden. Er schloss am Sonntag um 11 Uhr die Augen für immer. Der ehemalige Parteivorsitzende, Kreisratspräses und vielmalige Minister sowie erste Stellvertretende Vorsitzende der PDL und der PNL wurde am 26. April 1960 in Bokschan geboren, während die Familie in Eisenstein lebte, wo er auch seine Kindheit verbrachte. Sein Vater wurde nach der Gründung des deutsch-rumänischen Joint-Ventures RRR Reşiţa-Renk, ein Ableger von Renk Augsburg, dort Parteisekretär, was den Umzug der Familie nach Reschitza nach sich zog.

Sorin Frunzăverde war Schüler des Reschitzaer Lyzeums für Mathematik-Physik und studierte am Bukarester Polytechnikum Metallurgie (1980-1985), wonach er im Reschitzaer Eisenhüttenwerk CSR in der Abteilung Walzstraßen angestellt wurde. Hier wurde auf seinen Wunsch sein Arbeitsvertrag 1990 aufgelöst und er entschied sich, mit Unterstützung des damaligen Präfekten Liviu Spătaru, zur Gründung der Kammer für Handel und Industrie Karasch-Severin, eine der ersten Handelskammern der Nachwendezeit in Rumänien. Deren Präsident und Generaldirektor war er 1991-1996. Die Grundausbildung dazu vermittelte ihm die Handelskammer Graz durch einen mehrmonatigen Aufenthalt, auf Empfehlung des damaligen Landeshauptmanns für Steiermark, Dr. Josef Krainer d.J. 1992-1996 war Frunzăverde Mitglied des Kreisrats Karasch-Severin, 1996-1997 erstmals Präsident des Kreisrats. In den folgenden Jahren entwickelte sich Dr.Dr.Ing. Sorin Frunz²verde zu einem der einflussreichsten (und umstrittendsten) rumänischen Politiker der Nachwendezeit in Rumänien.

2000 verteidigte Sorin Frunzăverde seine Doktorarbeit an der Wirtschaftsfakultät der Temeswarer West-Universität, 2004 eine zweite Doktorarbeit zu Themata des Verteidigungswesens an der Nationalen Universität für Verteidigung in Bukarest.

1997-2000 (und sporadisch auch später, bis 2014) war er mehrmals Minister seitens der PD (für Gewässer, Forste und Umwelt, Tourismus, zweimal für Landesverteidigung). 2000-2004 war er Abgeordneter der Demokratischen Partei PD, von wo er am 28. Juni 2004 zurücktrat. Frunz²verde ist derjenige, der mehrere Umwandlungen der PD (zuerst in PDL, dann den Rechtsschwenk und den Austritt aus der Sozialistischen Internationale, dann in PNL) initiierte und zuletzt zu deren Aufgehen in der PNL den entscheidenden Anstoß gab. Er selbst vollzog eine Wandlung von Mitte-Links-Politiker zum Mitte-Rechts-Politiker, immer aber frei von Nationalismus und Extremismus. Am 7. April 2012 wurde er Vizepräsident der PNL, eine Funktion, in der er im Juni 2014 auf dem PNL-Kongress bestätigt wurde, als Stellvertreter von Klaus Werner Johannis.

2007-2009 war Frunzăverde Europaabgeordneter in Brüssel. Bei den Kommunalwahlen 2008 kandidierte er für den Vorsitz des Kreisrats Karasch-Severin und erhielt 43,8 Prozent der Stimmen. In der Folge gab er den Posten des EU-Parlamentariers auf (4. Juni 2008). Bei den Kommunalwahlen vom 10. Juni 2012 erhielt Frunzăverde als Kandidat für den Posten des Kreisratspräsidenten 47,8 Prozent der Stimmen. Sommer 2015 erhob die Nationale Antikorruptionsdirektion DNA gegen Frunzăverde Anklage wegen Wahlmanipulation zugunsten von Klaus Johannis bei den Präsidentschaftswahlen 2014, worauf ihn das Gericht für schuldig befand und zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilte, aber auch zum Verlust vieler bürgerlicher Rechte auf fünf Jahre, was – neben seinem bereits in Behandlung befindlichen Nierenkrebs – zu seinem Rückzug aus dem öffentlichen Leben führte. In seinen letzten Jahren lebte Sorin Frunzăverde zurückgezogen als Krebspatient in Reschitza, hatte sich zeitweilig für eine experimentelle Krebsbehandlung in Augsburg freiwillig zur Verfügung gestellt und nur sporadisch und sichtlich ungern Kontakte zu seinen früheren Bekannten gepflegt.

Sorin Frunz²verde war verheiratet mit Dr.Ing. Doina Frunzăverde, eine Bu-karesterin und Studienkollegin am Polytechnikum, die lange Zeit Rektorin der Reschitzaer Hochschule „Eftimie Murgu“ war. Sie haben eine gemeinsame Tochter, die in Bukarest verheiratet und Mutter zweier Kinder ist.